Vatikan: Engagement gegen Missbrauch in der Kirche wächst

Vatikan: Engagement gegen Missbrauch in der Kirche wächst
Der Vatikan sieht wachsendes Engagement gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche.

Die bisher im Vatikan eingegangenen Richtlinien katholischer Bischofskonferenzen für den Umgang mit Missbrauch durch Priester zeigten ein geschärftes Bewusstsein, betonte der neue Chefankläger des Vatikans, Robert Oliver, am Dienstag in Rom. Zugleich räumte er ein, dass noch nicht in allen Ländern Regeln ausgearbeitet worden seien.

Der Vatikan hatte die 112 Bischofskonferenzen weltweit aufgefordert, bis Mai vergangenen Jahres nationale Richtlinien zu verfassen und diese der Glaubenskongregation zukommen zu lassen. Ein Viertel der Episkopate habe noch keine Regeln vorgelegt, erklärte Oliver.

So verfüge etwa die Hälfte der insgesamt rund dreißig afrikanischen Bischofskonferenzen noch nicht über Richtlinien. Dies gelte vor allem für Bürgerkriegsländer, in denen das tägliche Sterben von Kindern das Missbrauchsproblem in den Hintergrund rücke. Die italienischen Bischöfe beschränkten sich bei ihren Richtlinien darauf, mehrere Abschnitte des Kirchenrechts zu zitieren. In den Richtlinien sollten die Episkopate nach dem Willen des Vatikans Regeln für Unterstützung von Missbrauchsopfern, Prävention, Priesterausbildung, Umgang mit Tätern und den Kontakt zu den zivilen Justizbehörden ausarbeiten.

Die Zahl der Missbrauchsfälle, die der Glaubenskongregation gemeldet werden, sank dem Chefankläger zufolge von 800 im Jahr 2004 auf durchschnittlich 600 in den vergangenen drei Jahren. Die meisten Fälle, die jetzt bekannt werden, ereigneten sich demnach zwischen 1965 und 1985.

Oliver würdigte die Rolle der Medien bei der Aufdeckung sexueller Übergriffe in der Kirche. Das anfängliche Leugnen von Missbrauchsfällen sei eine gewöhnliche menschliche Reaktion gewesen, unterstrich er zugleich.  "Diejenigen, die uns mit dem Thema konfrontiert haben, haben uns geholfen, es ehrlich anzugehen."

Olivers Amt des Justizpromotors ist in der vatikanischen Glaubenskongregation angesiedelt. Der oberste Verantwortliche des Vatikans für den Umgang mit Missbrauchsfällen stammt aus der Diözese Boston, deren ehemaliger Erzbischof Bernard Law wegen der Vertuschung zahlreicher Fälle nach Rom strafversetzt worden war.