Kritisch zu dem Verkauf äußerte sich der Präsident des EKD-Kirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Zwar setze sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) dafür ein, dass Muslime in Deutschland ihre Religion frei und gleichberechtigt ausüben können, sagte Anke. Dazu gehörten natürlich "auch angemessene Gottesdiensträume", argumentierte der Kirchenamtspräsident. Doch die Umwandlung einer Kirche in eine Moschee erscheine als "kein angezeigter Weg". Anke: "Wo immer es geht: Kirche soll Kirche bleiben".
Der Kauf sei bereits Ende 2012 erfolgt, sagte Abdin. Vor einer Nutzung als Moschee seien umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig. Deren Kosten schätze er auf gut eine Million Euro. Er hoffe, dass die Moschee zum 3. Oktober ("Tag der Deutschen Einheit" und "Tag der offenen Moschee") eröffnet werden könne.
"Außen Kirche, innen Moschee"
"Wir freuen uns darüber, dass es sich um eine denkmalgeschützte Kirche handelt, die wir nun erhalten können", sagte Abdin weiter. Sein Motto heiße: "Außen Kirche, innen Moschee." Al-Nour (arabisch = das Licht) engagiere sich seit Gründung für die Integration und den Dialog der Religionen. "Uns ist das Miteinander mit den Christen wichtig", sagte Abdin. Juden, Christen und Muslime seien gemeinsam "die Völker der Offenbarung". Bislang nutzt Al-Nour nur eine stillgelegte Autogarage im Stadtteil St. Georg als Gebetsraum.
Eine Kirche sei "der Ort, an dem das Evangelium von Jesus Christus gepredigt und gelebt wird", sagte dagegen Kirchenamtspräsident Anke. Das könne man "nicht einfach abschalten und den Raum fürs Predigen anderer Gottesbilder zur Verfügung stellen". Auch veränderte Nutzungen ehemaliger Kirchen sollten dem ursprünglichen Charakter des Gebäudes Rechnung tragen. Das habe damit zu tun, dass "bei Kirchen auch die Steine predigen". Menschen, die hier jahrelang Gottesdienste erlebten und hier getauft, konfirmiert und getraut worden seien, würden auch mit dem Gebäude eine sehr persönliche Geschichte verbinden.
Verkauf bereits vor EKD-Empfehlung
Die Kirche in Hamburg-Horn sei bereits 2005 an einen Investor verkauft worden, zwei Jahre vor den EKD-Empfehlungen von 2007, sagte Remmer Koch, Sprecher des zuständigen Kirchenkreises Hamburg-Ost. Vorgesehen war damals eine soziale Nutzung. Das Grundstück sei geteilt worden, auf einem Teil entstanden Seniorenwohnungen und Pflegeeinrichtungen. Pläne für den Bau einer Kindertageseinrichtung hätten sich zerschlagen.
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Im vergangenen Jahr hatte die Umwandlung eines ehemaligen Kirchengebäudes der evangelisch-methodistischen Gemeinde Mönchengladbach in ein alevitisches Gebetshaus für Irritationen gesorgt. Der verkauf an die alevitische Gemeinschaft sei eine sorgfältig abgewogene Entscheidung gewesen, hielt damals die evangelisch-mothodistische Bischöfin Rosemarie Wenner Einwänden entgegen.
Die Kapernaum-Kirche wurde in den Jahren 1958/1961 nach Plänen des Hamburger Architekten Otto Kindt (1909-2006) gebaut. Die Wände von Turm und Kirchenschiff bestehen aus einer Mischung rautenförmiger Betonelemente mit klassischen Ziegelsteinen. Beide Gebäudeteile sind durch einen niedrigen Bau mit Eingangshalle und Nebenräumen verbunden. Von Kindt stammen auch die Dänische Seemannskirche und die U-Bahnstation Messehallen.