Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag in Berlin, die Mittel, die der Bund bereitstelle, würden verdreifacht. Der Koalitionsausschuss von Union und FDP hatte sich am Donnerstagabend darauf verständigt, 120 Millionen Euro für eine Erhöhung der Renten und weitere Hilfen zur Verfügung zu stellen.
Schröder sagte, "wir müssen alles tun, um dieses Leid zu mildern". Einzelheiten wollte sie noch nicht nennen. Es liege jetzt in der Hand der Fraktionen, sich über die Ausgestaltung und Details zu verständigen. Schröder versicherte aber, dass die Bundesregierung schnell handeln und die Mittel noch vor der Bundestagswahl im September beschließen werde.
Situation schlechter als bisher wahrgenommen
Schröder hatte an einer Anhörung des Bundestags über eine neue Studie der Universität Heidelberg zur Lage der Contergangeschädigten teilgenommen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die gesundheitliche und finanzielle Situation der Betroffenen schlechter ist als bisher wahrgenommen. Mit zunehmendem Alter kämpfen sie mit Folgeschäden der ursprünglichen Behinderung, mit großen Schmerzen und hohen Ausgaben. Der Leiter der Studie, der Gerontologe Andreas Kruse, forderte die Politik auf zu handeln. Er sagte, die Conterganrenten müssten deutlich erhöht werden. Den Betroffenen drohe Armut und der Verlust der Selbstständigkeit.
Die Contergangeschädigten selbst fordern vor allem höhere Renten, aber auch mehr Geld für die persönliche Assistenz, damit sie solange wie möglich selbstständig bleiben können. Udo Herterich vom Interessenverband Contergangeschädigter sagte, 120 Millionen Euro mehr seien ein richtiger Schritt. Vor allem die Schwerstgeschädigten müssten bessergestellt werden. "Wir haben einen unbändigen Willen zu leben, aber so geht es nicht weiter", sagte Herterich in der Anhörung des Bundestags.
Rentenhöhe richtet sich nach Schwere der Beeinträchtigung
In Deutschland leben noch rund 2.400 Menschen, die infolge des Schlaf- und Beruhigungsmittels Contergan, das ihre Mütter in den 1960er Jahren eingenommen haben, körperlich teils schwer behindert sind. Im Ausland leben weitere 300 Betroffene. Die deutschen Höchstrenten liegen bei 1.150 Euro im Monat. Jährlich werden rund 35 Millionen Euro an Rentenzahlungen geleistet. 60 Prozent der Empfänger erhalten die Höchstrenten. Die Höhe richtete sich nach der Schwere der Beeinträchtigung.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen, Hubert Hüppe (CDU), begrüßte die Erhöhung der Hilfen für Contergangeschädigte. Der Beschluss von Union und FDP zeige, dass die Bundesregierung den Menschen "schnell und massiv" helfen wolle, sagte er.