TV-Tipp des Tages: "Tatort: Die schöne Mona" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Die schöne Mona" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Die schöne Mona", 3. Februar, 20.15 Uhr im Ersten
Die schöne Mona ist eine lebenslustige Frau. Eines nachts wird ihr Auto von der Straße gedrängt und stürzt einen Abhang hinunter.

Das hatte es bis dahin nicht gegeben: In Alfred Hitchcocks Thriller "Psycho" (1960) wurde die weibliche Hauptfigur schon nach kurzer Zeit gemeuchelt; damit verlor der Film auch seinen einzigen Star, Janet Leigh. "Die schöne Mona", ein "Tatort" vom Bodensee, geht sogar noch einen Schritt weiter, denn hier übersteht der Star gerade mal den Prolog. Silke Bodenbender gehört seit einigen Jahren zu den gefragtesten deutschen Schauspielerinnen, aber Regisseur Ed Herzog leistet sich den Luxus, die populäre Titeldarstellerin schon nach wenigen Minuten zu verabschieden. Die schöne Mona ist eine lebenslustige Frau, die einst zur Schönheitskönigin gekürt wurde und auch heute noch keine Party auslässt. Eines nachts wird ihr Auto von der Straße gedrängt und stürzt einen Abhang hinunter.

Der betrogene Ehemann

Sieht man von gelegentlichen prachtvollen Stimmungsbildern des Bodensees ab (Kamera: Andreas Schäfauer), hat der Film nach der halbwegs spektakulären Unfallszene sein Pulver verschossen, was die optische Ebene angeht. Aber die Krimis aus Konstanz funktionieren ohnehin anders als der Rest der "Tatort"-Familie. Die Spannung ist selten vordergründig und meistens subtiler Natur; wenn auch mitunter jenseits der Wahrnehmungsgrenze. Positiv betrachtet verleiht dies den Filmen ein Alleinstellungsmerkmal am Sonntagabend: Viele Zuschauer scheinen es zu schätzen, dass der SWR in den Geschichten mit Klara Blum mehr Wert auf eine sorgfältige Entwicklung der Figuren legt als auf handelsübliche Krimispannung.
In diesem Fall funktioniert das auch, weil Silke Bodenbender nicht der einzige Gaststar ist: Ronald Zehrfeld, seit Dominik Grafs Serie "Im Angesicht des Verbrechens" ähnlich begehrt wie Bodenbender, und Sylvester Groth haben beide das Talent, um ihre Figuren mit der nötigen Hintergründigkeit zu verkörpern. Groth spielt den Witwer der schönen Mona: Christian Seitz ist als betrogener Ehemann schon aus Prinzip dringend tatverdächtig. Dass Autor Wolfgang Stauch das Ehedrama um eine Grundstücksaffäre ergänzt, dient eher als Ablenkungsmanöver.

Zehrfeld spielt Seitz’ Nebenbuhler: Fritz Schönborn zehrt noch heute vom verblassten Glanz, weil er einst für den Dorfclub im Pokalspiel gegen einen Bundesligisten das einzige Tor geschossen hat. Damals galten der schöne Fritz und die schöne Mona als Traumpaar. Zwanzig Jahre später ist Mona immer noch schön und hat durch die Heirat mit dem weltläufigen Schöngeist Seitz materiell und kulturell ihr Glück gemacht. Fritz dagegen hält sich eher schlecht als recht mit einem Versicherungsbüro über Wasser. Als die Ermittler rausfinden, dass sich Mona und Fritz wieder gefunden haben und sie ihm außerdem eine stolze Summe geliehen hat, gerät Fritz ebenfalls in Verdacht. Und noch eine Frage ist offen: Warum ließ der Mörder Monas Leiche verschwinden?

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Auch dank der Dialoge gehören die Vernehmungen der beiden Verdächtigen zu den stärksten Szenen des Films. Dass müssen sie auch, denn Verfolgungsjagden oder andere Krimi-Elemente hat der "Tatort" vom Bodensee selten zu bieten. Während Eva Mattes wie gewohnt in sich ruht und es genießt, wie Klara Blum mit Fritz Schönborn Katz und Maus spielt, darf Sebastian Bezzel als Kollege Kai Perlmann diesmal wieder etwas frecher sein als zuletzt. Sehenswert ist "Die schöne Mona" aber auch in anderer Hinsicht: Buch und Regie gelingt das Kunststück eines Ehedramas, obwohl das Paar nur eine gemeinsame Szene hat.