Eigentlich sei es dem Zentrum nicht darum gegangen, ihn als Person zu brandmarken, sagte Cooper am Donnerstag in Berlin. Vielmehr sollte auf den in seinen Texten vermittelten Antisemitismus als Phänomen aufmerksam gemacht werden. Inzwischen sage er aber auch über Augstein individuell: "Wir haben es mit einem Antisemiten zu tun."
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum mit Sitz in Los Angeles hatte den "Freitag"-Herausgeber auf Platz neun seiner jährlichen Liste der zehn schlimmsten Antisemiten weltweit gesetzt und damit bei deutschen Medien Empörung ausgelöst. Bei der Entscheidung beriefen sich die Mitglieder des Zentrums auf den Publizisten Henryk M. Broder, der Augsteins israelkritische Beiträge, die unter anderem im Online-Portal "Spiegel online" erschienen, wiederholt scharf kritisierte.
Antisemitische "Anspielungen und Fantasien" in Augstein-Texten
Bei seiner neuerlichen Kritik verwies Cooper auf Augsteins Rechtfertigungen in der Debatte und das Ausbleiben einer Entschuldigung, um die Cooper in Medieninterviews gebeten hatte. "Er schuldet mir nichts, aber den Juden", sagte Cooper.
Der Rabbi prangerte vor allem eine Kolumne Augsteins an, in der dieser ultra-orthodoxe Juden mit islamistischen Fundamentalisten verglich. "Das ist klassischer Judenhass", sagte Cooper. Dabei werde nicht bedacht, welche Auswirkung diese Worte auf die Wahrnehmung der sogenannten Haredim hat. Immerhin seien die orthodoxen Juden auch diejenigen gewesen, die wegen ihrer äußerlichen Erkennbarkeit dem Judenhass der Nazi-Zeit auf der Straße als erste zum Opfer gefallen seien.
Der Hamburger Politikwissenschaftler Matthias Küntzel, der sich im Schwerpunkt seiner Arbeit mit Antisemitismus befasst, schloss sich den Vorwürfen gegen Augstein an. Er sprach von "israel-kritischem Antisemitismus", hinter dem sich klassische Ressentiments gegen Juden allgemein verbergen. So fänden sich auch in Augsteins Texten entsprechende "Anspielungen und Fantasien". Diese Worte hätten Wirkung nicht zuletzt auch für das Verhältnis zwischen Juden und Nicht-Juden in Deutschland, sagte Küntzel. Küntzel forderte, es müsse eine Debatte über Journalismus und Antisemitismus beginnen.