Scharfe Kritik an ARD und ZDF: Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, beklagen, dass die beiden öffentlich-rechtlichen Sender am Mittwoch die Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus nicht live übertragen haben. Graumann sagte, eine derart "eklatante moralische Fehlleistung" dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben. Die Sender wiesen die Kritik zurück.
ARD und ZDF übertrugen am Mittwochmittag ihr Standardprogramm "ARD-Buffet" und "drehscheibe". Allerdings wurde die Gedenkstunde live vom öffentlich-rechtlichen Kanal Phoenix und vom Privatsender n-tv gezeigt.
"Was für ein Signal ist das?"
Im rbb-inforadio sagte Graumann, es sei ein Zeichen von Verantwortungslosigkeit, dass ARD und ZDF die Rede der deutsch-jüdischen Zeitzeugin und Autorin Inge Deutschkron nicht übertragen hätten. "Hier hält eine Zeitzeugin im Bundestag so eine bewegende Rede. Der Bundespräsident ist da, die Kanzlerin, das ganze Kabinett. Und das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit seinen beiden Hauptsendern schaltet sich aus. Was für ein Signal ist das?" fragte der oberste Repräsentant der Juden in Deutschland. Lammert sagte, es wäre besser, dieses Gedenken einer breiten Öffentlichkeit im Hauptprogramm öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten zu vermitteln.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey wies die Kritik zurück. Mit Verweisen aus den aktuellen Sendungen des ZDF sei die Gedenkstunde im Ereignis- und Dokumentationskanal Phönix gezeigt worden, betonte er in Mainz: "Als Sonderanstrengung war sie auch im Live-Stream bei heute.de zu sehen." Auch seien Beiträge zu den Verbrechen des Nationalsozialismus und zum Holocaust den vergangenen Tagen auffällig im ZDF-Programm platziert gewesen.
ARD-Chefredakteur Thomas Baumann äußerte sich im rbb-inforadio betroffen von der Kritik. Er verwies allerdings auf eine Vereinbarung zwischen ARD und ZDF, wonach in der laufenden Woche das ZDF für eine Live-Übertragung aus dem Bundestag zuständig gewesen wäre. Der ARD sei die Wichtigkeit der Veranstaltung bewusst, deshalb habe man in den vergangenen Jahren die Gedenkstunde auch übertragen: "Wenn es jetzt im Jahr 2013 so gewesen wäre, dass wir für Liveübertragungen aus dem Deutschen Bundestag zuständig gewesen wären, dann hätten wir es auch getan."