Der Psychoanalytiker Michael Titze führt den Erfolg von TV-Formaten wie "Dschungelcamp" oder "Schwer verliebt" auf einen gestiegenen Bedarf an "ritualisierter Häme" zurück. Diese Form der Schadenfreude, bei der über die empfundene Minderwertigkeit anderer gelacht wird, nehme überhand, sagte Titze der Zeitung "Sonntag Aktuell" (Stuttgart). Der Zuschauer könne durch Häme seinen Selbstwert stärken.
Ein weiterer Nutzen der Schadenfreude sei es, dass sie von gesellschaftlichem Druck, Versagensängsten und Verbitterung entlaste, sagte Titze. Der Psychoanalytiker sieht allerdings auch negative Folgen für die Gesellschaft: "Die Etablierung der hämischen Schadenfreude kann Empathie, Höflichkeit und gesittetes Miteinander verdrängen und eine Rückentwicklung in Richtung Barbarei darstellen."