"Wir fragen uns, ob ein friedliches Zusammenleben, das diesen Namen verdient, überhaupt noch möglich ist", erklärte der katholische Oberhirte nach Angaben des römischen Fides-Dienstes am Mittwoch. Der Erzbischof der katholischen Kirche östlichen Ritus kritisierte militärische Unterstützung der Rebellen in Syrien als kontraproduktiv. "Die internationale Gemeinschaft ist überzeugt, dass man durch Waffen die Lage verbessern und zur Demokratie gelangen kann", so Sakko. "Das Ergebnis sind eine bewaffnete Opposition und ein Regime, das alles zerstört."
Der Erzbischof warnte Christen im Nahen Osten, angesichts von Verfolgungen und bewaffneten Konflikten der Versuchung des Nationalismus nachzugeben. Muslime müssten ihrerseits "die Anwendung der Lehren des Korans aktualisieren". Einzige Lösung der Konflikte um die christliche Minderheit ist aus Sicht des Chaldäers der "positive Laizismus", der die Religionsfreiheit aller Gläubigen achtet.
Zahl der Christen halbiert
Der Irak, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. In den vergangenen zehn Jahren sank die Zahl der Christen Schätzungen zufolge von 1,2 Millionen Menschen auf weniger als die Hälfte. Mit heute wohl rund 500.000 Gläubigen stellen die Christen knapp zwei Prozent der irakischen Bevölkerung.
Heute sind die katholischen Chaldäer die größte Glaubensgemeinschaft unter den Christen im Irak. Ihre Kirche ist mit Rom uniert. Hinzu kommen mehrere kleinere Kirchen, darunter Assyrer und Orthodoxe. Auch einige tausend Protestanten leben im Irak. Nach der neuen Verfassung von 2005 ist der Islam Staatsreligion. Rund 97 Prozent der 29 Millionen Iraker sind Muslime. Etwa zwei Drittel bekennen sich zur schiitischen Glaubensrichtung, ein Drittel gehört zu den Sunniten.