Landesbischöfin Ilse Junkermann erinnerte in ihrer Predigt an die religiöse Intoleranz der Reformation, der im 16. Jahrhundert viele tausend Anhänger der Täufer-Bewegung zum Opfer fielen. Kultusminister Christoph Matschie (SPD) sagte, die Begründer der Reformation hätten "in Sachen Toleranz keine Heldenrolle" gespielt.
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Im lutherischen Thüringen wurden am 18. Januar 1530 im Kloster Reinhardsbrunn in der Nähe von Waltershausen die ersten sechs Täufer hingerichtet. Die zwei Männer und vier Frauen hätten sterben müssen, weil sie eine andere Glaubensüberzeugung hatten als die Lutheraner, sagte Bischöfin Junkermann. Die damalige Intoleranz mit Vertreibung, Verfolgung und Gewalt sei "ein furchtbarer Irrweg mit verheerenden Folgen" gewesen.
Die evangelische Kirche bekenne "die Schuld unserer Väter im Glauben" gegenüber Täufern, Juden und anderen Verfolgten, betonte die Bischöfin. Wiedertäufer wurden als radikale Vertreter der Reformation im 16. Jahrhundert von Lutheranern und Katholiken gleichermaßen verfolgt und verbrannt. Kultusminister Matschie sagte, Martin Luther habe die von ihm in Anspruch genommene Gewissensfreiheit für andere nicht gelten lassen. Gleichwohl hätten die Menschen seiner Zeit "mit Luther mehr Toleranz gelernt, obwohl er kein glühendes Beispiel von Toleranz war".
Nach dem Gedenkgottesdienst wurde in Reinhardsbrunn eine Stele mit den Namen der sechs hingerichteten Täufer enthüllt. Der Thüringer Auftakt des Themenjahres zur Toleranz war einbezogen in den Versöhnungsprozess zwischen Lutheranern und Mennoniten, die sich als Nachfolger der historischen Täufer sehen. Der Lutherische Weltbund hatte 2010 in Stuttgart in einem Schuldbekenntnis "tiefes Bedauern und Schmerz über die Verfolgung der Täufer durch lutherische Obrigkeiten" zum Ausdruck gebracht.