Viele Wüstenkilometer lang ist die Grenze, die den Norden Malis mit Algerien verbindet. Weil Extremisten und Schmuggler sich oft unbehelligt bewegen können, wird eine Ausweitung der Mali-Krise befürchtet. Der Algerier Mokhtar Belmokhtar ist eine Figur, die an verschiedenen Terror-Schauplätzen in West- und Nordafrika auftauchte. Jetzt soll er hinter dem Überfall auf das Gasfeld des Ölkonzerns BP im Osten Algeriens am Mittwoch stehen.
Zu dem Überfall bekannte sich eine Zelle namens "Al-Mouthalimin" (Die mit Blut unterzeichnen). Sie gehört zu der Gruppe "Khaled Aboul Abbas Mokhtar Belmokhtar", die der Algerier im Dezember 2012 nach seiner Abspaltung von der "Al Kaida im Islamischen Maghreb" (AQMI) gründete. Bis dahin leitete er eine Zelle der AQMI in Mali. Nach einem inneren Machtkampf ging er eigene Wege.
Forderung nach Ende des Militäreinsatzes in Mali
Medienberichten zufolge forderte seine Gruppe nach dem Überfall auf das Gasfeld in Ostalgerien unter anderem das Ende des französischen Militäreinsatzes in Mali. Belmokhtar scheint der in Mali kämpfenden AQMI also immer noch nahe zu stehen, oder sich der Gruppe wieder annähern zu wollen.
Der 1972 geborene Algerier ist seit den 90er Jahren in mehreren Ländern aufgetaucht. Im Alter von 19 Jahren soll er an der Seite internationaler Islamisten in Afghanistan gekämpft haben. Während dieser Zeit knüpfte er Kontakte, auf die er in den kommenden Jahrzehnten zurückgriff.
"Der Einäugige"
1993 kehrte er nach Algerien zurück und schloss sich den islamistischen Untergrundgruppen an, die dort seit 1991 gegen das Regime kämpften. Auslöser war die erste demokratische Wahl in Algerien, bei der die islamistische FIS ("Islamische Heilsfront") im ersten Durchgang die absolute Mehrheit erhielt, aber nicht die Regierung stellen durfte. Das war der Auslöser für einen Terror, durch den in den folgenden Jahren bis zu 200.000 Menschen starben. Bei einer Auseinandersetzung verlor Belmokhtar ein Auge, was ihm den Beinamen "Der Einäugige" eintrug.
###mehr-artikel###Es entstanden die noch radikaleren "Bewaffneten Islamischen Gruppen" (GIA), die massiv vom algerischen Geheimdienst unterwandert waren. Belmokhtar übernahm innerhalb der GIA schnell eine führende Stellung. Aus der GIA wurde 1998 die "Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf".
Zigaretten- und Kokain-Schmuggel
Die Gruppe entführte im Frühjahr 2003 in der südalgerischen Wüste 32 westliche, vor allem deutsche Touristen. Dabei wurden die Verbindungen zum algerischen Geheimdienst erneut deutlich. 2007 benannten sich die Salafisten in "Al Kaida im Islamischen Maghreb" um. Belmokhtar übernahm die Führung einer der wichtigsten Zellen der Gruppe.
In den vergangenen Jahren machte er sich auch als Schmuggler einen Namen. Wegen seiner regen Beteiligung am illegalen Handel mit Zigaretten wurde er zeitweise "Marlboro" genannt. Sein Aktionsradius soll Burkina Faso, Mali, Niger und den Rest des Sahel umfasst haben.
Inzwischen haben die islamistischen Terrorgruppen ihr Betätigungsfeld erweitert. Die AQMI finanziert sich außer durch Geiselnahmen auch durch Kokain-Schmuggel. Die Gruppe soll gegenwärtig elf ausländische Geiseln in ihrer Gewalt haben, darunter mehrere Franzosen.