In intensiven Gesprächen sei es Schneider "gelungen, mein Denken wieder zu öffnen für Fragen des Glaubens und der Religion", so der SPD-Politiker: "Ich bin ihm sehr dankbar für die Impulse, die er mir dabei gegeben hat - sie haben mir das Bewusstsein für die Dimensionen unserer Existenz jenseits unseres Tuns geschärft."
Der Sozialdemokrat trat dem Zeitungsbericht zufolge bereits mit 18 Jahren aus der Kirche aus. Rund 40 Jahre später machte er diesen Schritt rückgängig und wurde Mitglied der evangelischen Kirche. In der ARD-Talkshow "Günther Jauch" sagte Steinbrück vor wenigen Monaten, inzwischen könne er sich als "gläubig" bezeichnen.
Hannelore Kraft: "Bei den Menschen, für die Menschen"
Steinbrück ist nicht der einzige Politiker, der sich durch den protestantischen Spitzenrepräsentanten wieder zur Kirche hingezogen fühlt. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) räumte gegenüber der "Welt am Sonntag" ein, "wie kein anderer" verkörpere Nikolaus Schneider "für mich das, was evangelische Kirche ausmacht".
Wer seine Hilfe brauche, für den sei "er immer erreichbar - trotz aller Termine, Ämter und Zwänge". Stets sei er "bei den Menschen, für die Menschen", sagte Kraft: Sie habe dies besonders stark empfunden nach der Katastrophe bei der Love Parade in Duisburg im Sommer 2010: "In dem Trauergottesdienst hat er eine sehr berührende Predigt gehalten, in einer unglaublich schwierigen Stunde hat Nikolaus Schneider den Angehörigen der Opfer - und uns allen - Halt gegeben."
Schneider (65) stand als Präses zehn Jahre an der Spitze der Evangelischen Kirche im Rheinland und wird im März in den Ruhestand gehen. Er bleibt aber noch bis 2015 EKD-Ratsvorsitzender.