Rund 500 Menschen haben am Montag in Dessau-Roßlau an den Tod des Afrikaners Oury Jalloh in einer Polizeizelle vor acht Jahren erinnert. Eine Demonstration der "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh" durch die Innenstadt führte mit laut Polizei etwa 450 Teilnehmern auch zu dem Polizeirevier, wo der Asylbewerber bei einem Brand ums Leben gekommen war. Zuvor hatten Anhänger der Initiative eine Mahnwache an der Polizeistation massiv gestört. Die Gedenkfeier wurde daraufhin abgebrochen.
So konnte die Dessauer evangelische Pfarrerin Elisabeth Preckel ihre Ansprache nicht fortsetzen. Nach Angaben der Polizei gingen die Tumulte und Handgreiflichkeiten von aus Berlin angereisten Mitgliedern der Gedenkinitiative aus. Die Organisatoren der Mahnwache, zu der 40 Menschen kamen, wurden eigenen Angaben zufolge als Heuchler beleidigt. Die Angreifer sollen ferner ein gerahmtes Bild von Jalloh zerstört haben.
###mehr-artikel###Aufgerufen zu der Mahnwache hatten die regionale Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalttaten, die Stadtverwaltung, das Dessauer Multikulturelle Zentrum, das Netzwerk "Gelebte Demokratie" und der evangelische Kirchenkreis. Beim Protestzug der Gedenkinitiative, der vor allem Afrikaner aus Dessau und Berlin angehören, wurden eine Anklage wegen Mordes sowie ein Ende von Rassismus in deutschen Behörden gefordert. In Sprechchören riefen die Mitglieder "Oury Jalloh, das war Mord!".
Das Landgericht Magdeburg hatte im Dezember in einem neu aufgerolllten Verfahren einen damals leitenden Polizisten wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe in Höhe von 10.800 Euro verurteilt. Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklagevertreter legten dagegen erneut Revision ein.
Jalloh war am 7. Januar 2005 von der Polizei festgenommen worden, weil sich Frauen auf der Straße von ihm belästigt fühlten und er sich gegen herbeigerufene Beamte wehrte. Am Mittag starb er an einer Liege gefesselt bei einem Brand in einer Gewahrsamszelle. Nach Darstellung der Polizei soll der geduldete Asylbewerber das Feuer selbst ausgelöst haben.