Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann hält Gespräche mit den radikalislamischen Taliban für notwendig, um eine friedliche Zukunft in Afghanistan zu sichern. "Es gibt gar keine andere Möglichkeit, wenn wir verhindern wollen, dass das Land nach dem Abzug der internationalen Truppen wieder in Gewalt abrutscht", sagte Dutzmann der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe).
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"Die" Taliban als geschlossene Gruppe gebe es ohnehin nicht, sagte der Militärbischof, der auch Landessuperintendent der lippischen Kirche ist: "Manche sind zur Kooperation bereit, manche nicht." Dutzmann verteidigte zugleich den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan als legitim. "Nach mehr als zehn Jahren militärischen Engagements tragen wir auch eine Verantwortung für die Zukunft der Menschen", betonte er.
"Kein Ziel bestimmt"
Kritik äußerte der Miliärbischof daran, dass es zu Beginn des internationalen Afghanistan-Einsatzes 2001 versäumt worden sei, "genau das Ziel zu bestimmen, das man erreichen will". Daher hätten viele Soldaten zeitweise nicht gewusst, "wozu sie überhaupt da waren".
Dutzmann bekräftigte die friedensethische Haltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dass zivile und gewaltfreie Friedensbemühungen grundsätzlich Vorrang haben müssten: "Gewalt ist Ultima ratio und muss es bleiben." Eine biblische Rechtfertigung von Krieg und Gewalt gebe es nicht. "Trotzdem gibt es Situationen, in denen Gewalt - nachdem alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind - nur gewaltsam beendet werden kann", sagte der Theologe.