Gänswein wurde nach Vatikanangaben zum Präfekten des Päpstlichen Hauses ernannt. In diesem Amt ist er für Papstbesuche zuständig und organisiert die öffentlichen und privaten Audienzen. Der aus Freiburg stammende Theologe behält seinen bisherigen Posten als engster Mitarbeiter des Papstes. Als Hauspräfekt tritt Gänswein die Nachfolge des US-Amerikaners James Harvey an. Dieser war kürzlich zum Erzpriester der römischen Patriarchalbasilika Sankt Paul vor den Mauern ernannt und in den Kardinalsrang erhoben worden.
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Seit Jahren ist Georg Gänswein der engste Vertraute des Papstes. Er wurde 2003 persönlicher Assistent des damaligen Kurienkardinals Joseph Ratzinger. Vor seiner Priesterweihe 1984 arbeitete Gänswein unter anderem als Skilehrer. Bis zu seiner Berufung 1995 an die Glaubenskongregation war er Referent des Freiburger Erzbischofs Oskar Saier. In den vergangenen Jahren war Gänswein immer wieder für einen Bischofsstuhl in Deutschland im Gespräch. Er gilt als einer der kommenden starken Männer im deutschen Episkopat. Auch für den damaligen Privatsekretär von Papst Johannes Paul II., Stanis?aw Dziwisz, war das Amt ein Karrieresprungbrett: Dziwisz ist heute Kardinal in Krakau.
Bei offiziellen Anlässen folgt Gänswein, dem Papst zumeist wie ein Schatten. Beim sonntäglichen Angelusgebet steht er stets neben Benedikt XVI. am Fenster des Apostolischen Palastes und richtet das Mikrofon. Bei sämtlichen Fahrten des Papstes, auch während der Generalaudienz auf dem römischen Peterslatz, nimmt der Priester dem Papst gegenüber im Wagen Platz. Bis zum Konklave 2005 unterrichtete Gänswein auch an der Opus-Dei-Universität in Rom. Dort lehrte er das Fach "Kirchlicher Verkündigungsdienst".
Wie ein Popstar gefeiert
In den ersten Jahren an der Seite des Papstes wurde der heute 56-jährige Sohn eines Schmieds in den Medien wegen seines attraktiven Äußeren wie ein Popstar gefeiert. Die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen etwa in der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl und Kontakte zu Außenstehenden stellte der konservative Theologe nach der Vatileaks-Affäre fast völlig ein. Kurz vor der Verhaftung des päpstlichen Kammerdieners Paolo Gabriele konfrontierte Gänswein diesen im vergangenen Mai mit dem Vorwurf, interne Vatikandokumente weitergegeben zu haben.