Als bedenkliche Entwicklung wertete der evangelische Sozialethiker laut Redetext zudem eine verbreitete "Vollkasko-Mentalität", die das Gesundheitssystem zu überfordern drohe. Die Bereitschaft, den Versicherungsfall in Kauf zu nehmen, weil die versicherte Leistung nichts kostet, schwäche die Bereitschaft zu eigener Gesundheitsversorgung. Gewinnorientierung führe dazu, dass nicht wirksame Krankenversorgung, sondern Profitsteigerung zum treibenden Motiv werde. Eine weitere Herausforderung besteht Huber zufolge darin, dass die Hälfte der Gesundheitskosten für nicht mehr erwerbstätige Menschen ausgegeben wird.
Huber empfahl, ein neues Gleichgewicht zwischen Heilung von Krankheiten, Förderung von Vorbeugung und individueller Gesundheitsverantwortung sowie Begleitung beim Sterben anzustreben: "Ein Gesundheitswesen, das diese vier Aufgaben in Balance bringt, wird auch in Zukunft das Vertrauen der Menschen finden", sagte der Theologe.
Altbischof Huber: Gesundheitswesen braucht neue Balance
Altbischof Huber: Gesundheitswesen braucht neue Balance
Altbischof Wolfgang Huber warnt vor einem Verlust des Vertrauens in das Gesundheitswesen. "Wo es an Moral fehlt, schwindet das Vertrauen", sagte Huber am Mittwoch beim Hessischen Krankenhaustag in Darmstadt. Er verwies auf Manipulationsfälle im Zusammenhang mit Organtransplantationen, Todesfälle von Frühgeborenen durch Krankenhauskeime sowie Bonusregelungen für Chefärzte, die in Spannung zum ärztlichen Ethos stünden.