Ein defekter Gasofen hat die verheerende Brandkatastrophe in einer Behinderten-Werkstatt in Titisee-Neustadt ausgelöst. Das hätten die Brandsachverständigen am Dienstag ermittelt, teilte die Polizei am Abend mit. Die Staatsanwaltschaft Freiburg habe deshalb ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt eingeleitet, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Peter Häberle. Bei dem Unglück waren am Montag 14 Menschen getötet und mehrere verletzt worden.
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Es sei zu einem "unkontrollierten Gasaustritt" und einer anschließenden Verpuffung gekommen, sagte Häberle. Warum der Ofen, der mit einer Gasflasche verbunden war, ein Leck hatte und woran sich das Gas entzündete, sei indes noch ungeklärt. Der leitende Kriminaldirektor Alfred Oschwald berichtete von einer schlagartigen Ausbreitung von Feuer und Rauch in zwei Stockwerken. Für die Menschen, die sich zu dem Zeitpunkt in diesen Stockwerken aufhielten, habe es keine Überlebenschance gegeben.
Bei dem Brand am Montag in der Caritas-Einrichtung waren zehn behinderte Frauen im Alter von 28 bis 68 Jahren, drei Männer im Alter von 45 bis 68 Jahren sowie eine 50-jährige Betreuerin ums Leben gekommen. Neun Menschen wurden verletzt. Möglicherweise gab es eine Explosion in einem Lagerraum der Einrichtung. Behinderte und Mitarbeiter der Werkstatt mussten von der Feuerwehr aus dem qualmenden Gebäude gerettet werden. In der Behindertenwerkstatt arbeiten knapp 130 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung.
"Wahrscheinlich noch zu früh" für Schlussfolgerungen
Die Deutsche Hospiz Stiftung verlangte, soziale Einrichtungen innerhalb der nächsten vier Jahre verpflichtend mit selbsttätigen Sprinkleranlagen auszurüsten. Was für deutsche Flughäfen gelte, müsse erst recht für Einrichtungen der Pflege- und Behindertenfürsorge gelten, sagte der Stiftungsvorstand Eugen Brysch der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgabe). Pflegebedürftige und Behinderte hätten keine Chance, sich selbst zu retten.
Der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD) hält die Forderung der Stiftung indes für verfrüht. Er sei verwundert, wie schnell nach einem Unglück Lösungen präsentiert werden, sagte er dem Radiosender HR Info. "Wir sollten uns anschauen, was ermittelt wird, und dann daraus eventuelle Lehren ziehen, wenn sie denn zu ziehen sind."
Caritas-Präsident Peter Neher sagte einen Tag nach dem Unglück, für konkrete Schlussfolgerungen sei es "wahrscheinlich noch zu früh". Dennoch seien nach solchen Katastrophe alle Einsatzpläne und Nothilfemaßnahmen zu überprüfen.
Die evangelische Diakonie betonte, alle ihre Werkstätten unterlägen den allgemeinen Brandschutzbedingungen und würden von den Brandmeistern vor Ort geprüft. Sprinkleranlagen und Brandschutztüren seien bereits Pflicht, sagte die stellvertretende Pressesprecherin des Diakonischen Werkes Württemberg, Claudia Mann. Auch sie warnte vor voreiligen Schlüssen. Die Werkstätten der Diakonie würden jetzt zunächst abwarten, welche Ergebnisse die Untersuchung ergeben.