Unter den 470 Delegierten in London erreichte ein entsprechender Vorschlag der Kirchenführung am Dienstag nicht die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit in allen drei Kammern des Kirchenparlaments. Das Ergebnis fiel ausgesprochen knapp aus, am Ende fehlten sechs Stimmen. Die Ablehnung wurde nicht durch die Geistlichkeit der Anglikaner, sondern durch die Laienvertreter in der Synode herbeigeführt. "Die Bischöfe waren mit überwältigender Mehrheit dafür, die Geistlichen waren mit großer Mehrheit dafür", sagte Graham Jones, Bischof von Norwich, nach der Abstimmung.
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Der designierte Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hatte in der Aussprache des Kirchenparlaments für die Zulassung von Bischöfinnen geworben. Frauen hätten als Priesterinnen in den vergangenen 20 Jahren enorme Dienste für die Kirche geleistet, sagte er. Vor allem Christen hätten die Aufgabe, Differenzen zu überwinden. Mit der Ablehnung des Gesetzes steht Welby ein schwieriger Start in seine Amtszeit als Erzbischof von Canterbury und damit geistliches Oberhaupt der Kirche von England bevor. Seine erste Aufgabe wird es nun sein, die gespaltene Kirche nach der Synode wieder zu einen.
Auch der zum Jahresende als Erzbischof von Canterbury ausscheidende Rowan Williams hatte für den Gesetzentwurf geworben. "Für Nein zu stimmen, wäre nicht positiv für unsere Mission", sagte er vor der Abstimmung. Er zeigte sich tief erschüttert von der Ablehnung des Gesetzes. "Ich empfinde eine tiefe persönliche Traurigkeit", sagte er. "Ich fühle aber auch mit den weiblichen Geistlichen und allen Männern, die sie unterstützen. Es ist eine verpasste Chance."
Auch ein Kompromissvorschlag wurde abgelehnt
Der gescheiterte Gesetzentwurf sah einen Kompromiss vor, um traditionalistischen Gemeinden, die die Bischofsweihe von Frauen ablehnen, entgegenzukommen. Demnach sollte eine traditionalistische Gemeinde einen männlichen Bischof hinzuziehen können, wenn ihre Diözese eine Frau als Bischöfin hat. Dieser Kompromiss wurde aber auch von vielen liberalen Gläubigen während der Debatte in der Synode abgelehnt.
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Britische Medien sprechen von der größten Krise der anglikanischen Kirche in der modernen Zeit. Mehrere Kommentatoren zeigten sich überzeugt, dass die Kirche ihr Ansehen und das Vertrauen in der britischen Gesellschaft verloren habe. Die ehemalige Innenministerin Jacqui Smith kritisierte die Kirche scharf: "Entstaatlichen - sie repräsentieren nicht mein Land", schrieb die Labour-Politikerin im Kurznachrichtendienst Twitter. Derzeit hat die Church of England 26 Sitze im Oberhaus, die mit Bischöfen besetzt sind.
Bischöfinnen gibt es bereits in den anglikanischen Kirchenprovinzen Nordamerika, Neuseeland und Australien. Die erste lutherische Bischöfin weltweit wurde 1992 Maria Jepsen in Hamburg. Anders als in den meisten evangelischen Kirchen sind in der katholischen Kirche sowie in den orthodoxen Kirchen Frauen nicht zum Priesteramt zugelassen.