Davon gingen 112 an Ausländer, die bereits vor 2012 nach Deutschland eingereist sind. Die meisten Antragsteller waren also bereits mit einem anderen Aufenthaltstitel im Land.
Angesichts der niedrigen Vergabezahlen von "Blue Cards" spricht sich die Bundesagentur für Arbeit (BA) für ein aktives Zuwanderungsmarketing in Drittstaaten außerhalb Europas aus. Der zuständige BA-Vorstand Raimund Becker sagte der "Welt" (Montagsausgabe), die "Blue Card" setze zwar erste gute Signale. "Klar ist aber, dass eine Gesetzesänderung allein nicht reichen kann, um Deutschland für ausländische Fachkräfte attraktiv zu machen."
Leider sei Deutschland im Ausland noch nicht berühmt für seine Willkommenskultur, sagte Becker. Er sprach sich für eine "kluges Zuwanderungsmanagement" aus, "vielleicht in Form eines Punktesystems, ausgerichtet auf die Berufe, in denen es in absehbarer Zeit Engpässe oder sogar Mangelsituationen geben wird". Becker warnte aber auch davor, die Ausbildung von Fachkräften in Deutschland zu vernachlässigen.
Gunilla Fincke, Geschäftsführerin des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration, sagte der "Welt am Sonntag": "Der Massenansturm von Fachkräften bleibt aus." Deutschland hänge nach wie vor der Ruf an, Zuwanderer seien nicht willkommen, obwohl das Zuwanderungsrecht liberaler geworden sei. "Deutschland wird als nicht so attraktiv wahrgenommen und ist auch wegen der Sprache schwierig", sagte die Expertin.
Dagegen kritisierte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, dass die Hürden weiterhin zu hoch seien. So sei "das deutsche Zuwanderungsrecht nach wie vor kompliziert und für ausländische Fachkräfte wenig transparent", kritisierte der DIHK-Chef. Deshalb sei es wichtig, im Ausland über die Zuwanderungsmöglichkeiten, aber auch über die dafür nötigen Abläufe ganz konkret zu informieren und dort für Deutschland als Arbeits- sowie Studienort zu werben.