Anders als früher seien viele Gemeinden aber dazu übergegangen, im Stillen mit den Behörden zu verhandeln, sagte die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft "Asyl in der Kirche" in einem Interview des Magazins "Welt-Sichten" (August-Heft). "Heute reden wir lieber im Hintergrund mit den Behördenvertretern", fügte sie hinzu.
Derzeit gebe es etwa 30 Familien oder Einzelpersonen im Kirchenasyl, im Jahresdurchschnitt seien es etwa 20 bis 25, zumeist Kurden aus der Türkei oder Roma aus dem Kosovo. In etwa drei Viertel der Fälle sei das Kirchenasyl erfolgreich. Die Menschen erhielten doch noch ein Bleiberecht. Aber auch schon durch die 2005 eingeführte Härtefallregelung könnten viele Flüchtlinge aus humanitären Gründen vor Abschiebung bewahrt werden. Die Kirchenasyl-Bewegung habe es mit Hilfe der Öffentlichkeit geschafft, diese Regelung durchzusetzen.
Als Ziel des Kirchenasyls nannte Dethloff, Missverständnisse und Fehler im Asylverfahren auszuräumen. "Zu uns kommen völlig verzweifelte Menschen, denen eine Abschiebung bevorsteht und die uns noch einmal berichten, warum sie fliehen mussten." Wenn der Eindruck entstehe, dass etwas schiefgelaufen sei, versuche man die Behörden zu einem neuen Verfahren zu bewegen. Der längste Kirchenasyl-Fall habe acht Jahre gedauert.
Besorgt äußerte sich die Flüchtlingspastorin über die Rückschiebungen von Asylbewerbern nach Ungarn, Italien oder Malta. "Viele Gemeinden sehen es nicht ein, dass Menschen in unmenschliche Zustände zurückgeschickt werden, wenn sie hier eigentlich gut untergebracht werden könnten", sagte Dethloff.