Altbischof Wolfgang Huber hat sich besorgt über die Diskriminierung von Christen in Teilen der islamischen Welt geäußert. Christen könnten nicht schweigen, wenn ihre Glaubensgeschwister in der Ursprungsregion des Christentums immer stärker an den Rand gedrängt würden, sagte Huber am Freitag in Kairo. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland hielt den Festvortrag zum hundertjährigen Bestehen der evangelischen Kirche in Ägyptens Hauptstadt.
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Weltweit betrachtet seien es insbesondere Christen, die unter massiven Verletzungen der Religionsfreiheit zu leiden hätten, sagte der evangelische Theologieprofessor. In weiten Teilen des Islam werde etwa Religionswechsel nur in Richtung des islamischen Glaubens anerkannt. Auch gebe es Traditionen im Islam, die nichtmuslimischen Religionsgemeinschaften nur einen minderen Rechtsstatus zubilligten.
Religionsfreiheit heißt auch Recht auf Muttersprache
Einen deutlichen Mangel an Respekt für Glaubensfreiheit sieht der Altbischof auch dort, wo der Bau von Kirchengebäuden behindert wird: "Wer versucht, Glaubende daran zu hindern, einen Ort des Glaubens zu schaffen, tastet die Freiheit dieses Glaubens an." Darüber müsse im interreligiösen Dialog gesprochen werden. Für die Friedensfähigkeit im 21. Jahrhundert sei es ein entscheidender Prüfstein, dass religiöse und kulturelle Freiheit auf der Grundlage gleicher Freiheit basierten.
Religionsfreiheit schließe auch das Recht ein, in der Muttersprache Gottesdienst zu feiern und sich in Gemeinden mit gleichem Bekenntnis und gleicher Sprache zu versammeln, sagte Huber. "Nur wer sich um eine eigene religiöse Identität bemüht, kann mit der Vielfalt religiöser Haltungen umgehen." Für evangelische Auslandsgemeinden ist es Huber zufolgte ein wichtiges Motiv und nicht nur Traditionspflege, als Minderheit den eigenen Glauben lebendig zu halten.