Viele Unternehmen hätten Angst, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, wenn sie sich am Gemeinwohl orientierten, sagte der Autor und Mitbegründer von attac Österreich dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei daher wichtig, "Beziehungswerte" wie Ehrlichkeit, Verantwortung und gegenseitiges Helfen gesetzlich zu fördern. "Es liegt an den demokratischen Regeln, ob wir Kooperation oder Egoismus belohnen."
Mehr als 850 Unternehmen aus 15 Staaten, Vereine und Politiker engagierten sich derzeit in der Initiative "Gemeinwohl-Ökonomie" für ein menschenfreundliches Wirtschaften. Dazu gehören die Sparda-Bank München, die Bahntechnik-Firma Rhomberg und der Outdoor-Kleidungshersteller Vaude.
Unternehmerischer Erfolg dürfe künftig nicht mehr in Geld gemessen werden, verlangte Felber. Die Umstellung könne durch eine "Gemeinwohl-Bilanz" erfolgen. So erhielten etwa Unternehmen "Gemeinwohlpunkte", die einen Betriebskindergarten einrichteten, Weiterbildung finanzierten, die offen kalkulierten oder Vorprodukte aus biologischem Anbau, fairem Handel oder regionaler Erzeugung bezögen.
Im Zentrum stünde nicht Gewinnmaximierung, sondern Kriterien wie Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit in Unternehmen. "Mit der Gemeinwohlökonomie wird zwar niemand mehr so unverhältnismäßig reich und mächtig wie heute", sagt Felber. "Der Gewinn ist dafür aber mehr Chancengleichheit, Lebensqualität und Demokratie".
Häufigster Kritikpunkt am Wirtschaften nach Gemeinwohl-Kriterien ist Felber zufolge die verbreitete Überzeugung von einem kapitalistischen Menschenbild. "Es gibt jedoch keine empirischen Belege, dass der Mensch von Natur aus nur egoistisch handelt." Wissenschaftliche Untersuchungen belegten vielmehr, dass Werte wie Vertrauensbildung, Wertschätzung, Solidarität und Teilen den Menschen viel stärker motivierten. "Motivation wirkt stärker, wenn sie von innen kommt."
Die Gefahr von Stillstand oder fehlendem Fortschritt bei zu wenig Wettbewerb sieht Felber nicht. "Auch in einer dem Gemeinwohl verpflichteten Gesellschaft dürfen Unternehmen in Ruhe Gewinne machen", sagte Felber. "Ihr Eigennutz muss jedoch rückgekoppelt sein an das Wohl aller."