"Beide Seiten glauben, die jeweils andere militärisch besiegen zu können", sagte der Berliner Islamwissenschaftler dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Waffenruhe würde erst halten, wenn die Kriegsparteien kampfesmüde seien. Eine viertägige Feuerpause über das islamische Opferfest war mehrfach gebrochen worden.
Lüders erwartet bei Vermittlungsversuchen seitens der Vereinten Nationen oder der Arabischen Liga auch künftig wieder schwere Rückschläge. Zudem fächere sich der syrische Widerstand immer weiter auf: "Es ist schwer, eine zentrale Führung auszumachen. In Syrien herrscht Anarchie." Längst gehe der Konflikt über Syrien hinaus.
Die wichtigsten Akteure sind nach Lüders Worten Russland und die USA. "Das ist ein Stellvertreterkrieg zwischen verschiedenen Fronten", erklärte der 53-jährige Publizist. Die USA, andere westliche Länder und die Golfstaaten kontrollierten die Aufständischen. Auf der anderen Seite unterstützten Russland, China und der Iran die syrische Regierung. "In einen Friedensprozess müssten diese Länder miteinbezogen werden", sagte Lüders.
Entscheidend sei deshalb, welche neue Strategie die USA nach der Präsidentschaftswahl am 6. November in Syrien verfolgten. "Wenn man das Regime stürzen will, muss man der Opposition schwere Waffen geben", sagte der Nahost-Experte. "Solange der Krieg so wie jetzt nur auf kleiner Flamme geführt wird, ist auch kein Ende in Sicht." Umfangreiche Militärhilfe an die syrische Opposition lehnten die USA bisher aber ab, weil die Waffen in die Hände von Salafisten fallen könnten.