Nicht selten seien es in Caritas-Projekten ausgebildete Frauen, die in den Westen gingen, um dort zu arbeiten, sagte Caritas-Präsident Peter Neher bei der Vorstellung des Jahresberichts der Hilfsorganisation.
Caritas international hat in den vergangenen zwölf Jahren über 450 Sozialstationen in elf osteuropäischen Ländern aufgebaut, um die mangelnde Versorgung von alten und pflegebedürftigen Menschen zu verbessern. Die Einrichtungen sind unter anderem in der Ukraine, Armenien, Bosnien, Georgien und Serbien-Montenegro. In Polen sind die von der Caritas aufgebauten Pflegedienste inzwischen Teil der regionalen Infrastruktur und hängen nicht mehr von den Hilfsgeldern aus Deutschland ab.
Der Verband schlägt nun Alarm, weil es immer schwieriger wird, das Erreichte zu erhalten. Grund ist die Abwanderung in den Westen. Allein in Deutschland arbeiten Schätzungen zufolge zwischen 100.000 und 200.000 osteuropäische Pflegehilfen in privaten Haushalten. Nur eine verschwindende Minderheit von 2.000 bis 3.000 Pflegehilfen ist sozialversicherungspflichtig, also legal beschäftigt. Der überwiegende Teil der Frauen arbeitet irregulär zu Billiglöhnen ohne soziale Absicherung. Pflegehilfen aus der Ukraine oder Serbien, also aus Nicht-EU-Ländern, haben zudem keinen legalen Aufenthaltsstatus.
Caritas-Präsident Neher drängte, die Probleme müssten endlich im Zusammenhang gesehen werden: In Osteuropa würden neue Lücken gerissen, weil in Deutschland das Pflegeproblem politisch nicht angepackt werde. Er sei "sehr enttäuscht" von der schwarz-gelben Koalition. Auch die Vorgängerregierung habe trotz gegenteiliger Versprechen keine durchgreifende Pflegereform zustande gebracht.
Deutschland komme um weitere Beitragserhöhungen für die Pflegeversicherung nicht herum, sagte Neher. Die geplante Steigerung um 0,1 Prozentpunkte auf 2,05 Prozent, die ab dem kommenden Jahr 1,1 Milliarden Euro mehr für die Versorgung der Demenzkranken erbringen soll, reiche nicht aus. Der Caritas-Präsident warnte zugleich davor, allein auf professionelle Hilfen zu setzen, weil das nicht finanzierbar sei. Nötig sei ein "Pflegemix" aus fachlicher, familiärer und ehrenamtlicher Pflege sowie aus kommunalen Angeboten, damit alte Menschen in ihrem Zuhause bleiben könnten.