Die glatten blonden Haare halblang, ein weißer Blazer über der grauen Bluse: Ida Auken kommt sportlich-elegant zur Diskussion mit Bankmanagern in Rio de Janeiro. Am Rande des beginnenden UN-Gipfels über Nachhaltigkeit spricht die dänische Umweltministerin über den finanziellen Wert der Umwelt und das Geld, das in die "Green Economy" fließen soll. "Wir brauchen eine starke Vision", sagt Auken. Eines will sie auf keinen Fall: predigen.
Auken ist seit einem halben Jahr dänische Umweltministerin. Sie führt auf dem Rio-Gipfel die Verhandlungen für die EU, weil Dänemark die Präsidentschaft der Europäischen Union innehat. Ungewöhnlich ist nicht nur ihr Alter - 34 Jahre -, sondern auch ihre Biografie: Auken ist evangelische Theologin. Sie hat Praktika als Gefängnis- und Krankenhauspfarrerin gemacht. Lange Zeit zog es sie überhaupt nicht in die Politik.
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Schließlich aber schlug sie einen ähnlichen Weg ein wie ihre Mutter: Margrete Auken, ebenfalls Theologin und seit 2004 Abgeordnete im Europaparlament in Brüssel. Ihr kürzlich gestorbener Onkel, Svend Auken, war in Dänemark Arbeits-, Umwelt- und Energieminister. "Die Politik fließt eben durch meine Adern", sagt Ida Auken selbstbewusst.
"Meine Entscheidung fiel, als mir die Probleme des Klimawandels bewusst wurden." Sie wurde erst Abgeordnete im dänischen Folketing, dann Mitglied der dänischen Mitte-Links-Regierung. Den Job stemmt sie sogar mit einjährigem Sohn.
"Ich halte es für eine politische Pflicht, daran zu glauben"
Kann der Rio-Gipfel, der offiziell vom 20. bis 22. Juni stattfindet, überhaupt etwas verändern? "Ich halte es für eine politische Pflicht, daran zu glauben", sagte Auken knapp. Zumal es ja um ökonomische Vernunft gehe. Während des Telefon-Interviews mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) kurz vor ihrem Abflug saß sie in ihrem Minister-Dienstwagen.
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"Eine Grüne Wirtschaft setzt auf Ressourcen-Effizienz - und Ressourcen sind das Lebenselixier jeder Wirtschaft", betont Auken. Es sei ein Märchen, zu glauben, dass das Konzept "Green Economy" vor allem den Profiten reicher Länder diene. Afrikanische Länder sprächen inzwischen von einer Überlebensstrategie. Der Rio-Gipfel könne eine stärkere Vision, einige konkrete Ziele und Initiativen, eine breitere Einbindung der Menschen bringen.
"Ein theologischer Hintergrund ist der beste von allen"
Dann erzählt Auken sehr offen über ihren außergewöhnlichen Lebenslauf. "Als ich neu in der Politik war, habe ich mir gewünscht, Wirtschaft oder Recht studiert zu haben", sagt sie. "Aber mit der Zeit schien es mir, als ob ein theologischer Hintergrund sogar der beste von allen ist." Und sie fügt hinzu: "Man hat ein sehr klares Konzept dessen, was ein gutes Leben, eine gute Gesellschaft ausmacht. Worauf wir hoffen, wofür wir arbeiten sollten."
Als Theologe müsse man schließlich ständig Rechenschaft über seinen Glauben ablegen. "Darum geht es doch auch in der Politik." Das helfe ihr auch zu erkennen, wann sie ihre Position ändern sollte. Dass sich Auken mit Gott und Glauben auskennt, darauf spielen die Bankmanager bei der Diskussion in Rio gerne an. Die Ministerin quittiert das mit einem knappen Lächeln.
Lieber spricht sie hier über die Notwendigkeit, die Finanzmärkte zu reformieren, und über Wohlstandsverluste durch Raubbau an der Natur. Sie will keine Predigten über den Schutz der Umwelt halten. "Man sollte sich davor hüten, zu moralistisch zu werden", sagte sie im epd-Interview. "Ich lebe selbst auch nicht nachhaltig. Ich fliege die ganze Zeit wegen meines Jobs umher." Aber wichtig sei, im Großen die richtigen Strukturen zu schaffen: "Nachhaltigkeit muss für die Menschen interessant werden. Sie muss zur natürlichen Wahl werden, weil sie kostengünstig und praktisch ist."