Vatileaks-Affäre: Evangelische Kirche solidarisch mit Papst

Vatileaks-Affäre: Evangelische Kirche solidarisch mit Papst
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat mit Blick auf die Vatileaks-Affäre seine Solidarität mit Papst Benedikt XVI. zum Ausdruck gebracht. "Es ist schlimm, wenn, wie offenbar bei ihm, in intimer Nähe Vertrauen missbraucht wird. Das tut mir einfach leid", sagte Schneider der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".

Auf die Frage, ob Vatileaks ein rein katholisches Problem ist, sagte Schneider: "Dass Vertrauen missbraucht wird, ist ein zutiefst menschliches Problem und kann in jeder Kirche vorkommen." Die Machtkonstellation im Vatikan sei allerdings sehr speziell, fügte Schneider hinzu, der auch Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist.

Einladung für 2017

Schneider lud die Katholiken ein, das 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 gemeinsam mit den Protestanten zu begehen. "Es wäre eine schöne Vorstellung, wenn auch der Papst einen Weg finden würde, das Reformationsjubiläum mit uns zu feiern", sagte der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland.

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Bisher war das Reformationsjubiläum im Vatikan überwiegend auf Kritik gestoßen. Ökumene-Kardinal Kurt Koch hatte im April erklärt, die Reformation sei kein Anlass für ein Fest. Die katholische Kirche könne keine Sünde feiern. Diese Kritik wies Schneider als "völlig unangemessen" zurück: "Die Reformation war ein notwendiger Erneuerungsprozess", erklärte er. Sie habe darauf gezielt, "die Einheit der westlichen Kirche zu bewahren, indem sie von Grund auf erneuert wird".

Die Reformation habe darauf gezielt, die Einheit der westlichen Kirche zu bewahren, indem sie von Grund auf erneuert wird. Schneider: "Das ist damals nicht so geglückt, wie Luther und die anderen Reformatoren es sich vorgestellt haben. Wir Kirchen waren lange feindlich verschieden, jetzt sind wir freundschaftlich verschieden."

Was Kirche ist und was nicht

Zur Ökumene sagte Schneider, die evangelische Kirche könne "nicht akzeptieren, dass Rom Maßstäbe dafür definiert, was Kirche ist und was nicht". Das stehe weder dem Papst noch den Bischöfen zu, "sondern allein Christus". Der Papst dürfe "nicht mit dem Herrn der Kirche selber verwechselt werden". Der Vatikan stuft die Protestanten in offiziellen Dokumenten nicht als "richtige" Kirche ein. Diese Position hatte die Annäherung der beiden großen Kirchen in den vergangenen Jahren zurückgeworfen.