Das Spendenaufkommen für 2011 betrug knapp sechs Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Trotzdem sei es das zweitbeste Spendenergebnis der vergangenen zehn Jahre, sagte Direktorin Cornelia Füllkrug-Weitzel am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts in Berlin: "Von Spendenmüdigkeit kann keine Rede sein."
Von den Spenden flossen 46,3 Millionen Euro in 968 Projekte weltweit. Der größte Teil ging nach Afrika, wo vor allem angesichts des Klimawandels die nachhaltige kleinbäuerliche Landwirtschaft gefördert wurde. Vier Millionen Euro waren für die Hilfe bei Katastrophen wie der Dürre in Ostafrika bestimmt.
Druck auf die "zögerlichen" Schwellenländer
Eine Woche vor Beginn des UN-Gipfels "Rio+20" in Brasilien plädierte Füllkrug-Weitzel für neue globale Allianzen. Sie forderte die Bundesregierung auf, verstärkt die Zusammenarbeit mit klimapolitisch ambitionierten Regionen und Staaten wie der EU, Südkorea, Mexiko und vom Klimawandel betroffenen Ländern wie Bangladesch zu suchen. "Die Klimapolitik ist kein Nord-Süd-Konflikt, sondern die Konfliktlinien verlaufen innerhalb der Blöcke", sagte die evangelische Theologin.
Nur eine gemeinsame "Allianz der Willigen" könne gegenüber "zögerlichen" Schwellenländern wie Südafrika, China, Indien und Brasilien den nötigen Druck aufbauen, nicht die Fehler der alten Industrieländer zu wiederholen. Auch entstünde so ein Hebel, um notorische Blockierer wie die ölexportierenden Länder, Russland, Kanada und vor allem die USA zu einem globalen und völkerrechtlich verbindlichen Klimaregime zu zwingen.
"Veränderung braucht Treiber und Pioniere", betonte Füllkrug-Weitzel. Verlierer des Klimawandels wie Bangladesch erwarteten hier von Deutschland eine Vorreiterrolle. Den Menschen dort bleibe nicht mehr viel Zeit. Schätzungen gingen von 50 Millionen Menschen aus, die wegen des steigenden Meeresspiegels künftig die Küstenregionen des asiatischen Landes verlassen müssen. Weltweit würden in naher Zukunft zwischen 150 bis 200 Millionen Klimaflüchtlinge erwartet. Um dem entgegenzusteuern, müsse die gesamte globale Wirtschaft gerechter und nachhaltiger umgestellt werden, sagte Füllkrug-Weitzel.
Mehr Spenden von Stammspendern
Zum Spendenergebnis 2011 sagte Füllkrug-Weitzel, trotz des Rückgangs sei besonders von Stammspendern wie Kirchengemeinden mehr gespendet worden. Ursache für die geringere Bilanz seien niedrigere Zinsen. 2010 hätten zudem das Erdbeben in Haiti und die Jahrhundertflut in Pakistan für höhere Spenden gesorgt. "Insofern war 2010 ein Ausnahmejahr", sagte Füllkrug-Weitzel.
Das im Diakonischen Werk in Stuttgart angesiedelte Hilfswerk steht vor einschneidenden Veränderungen. Bis Oktober ist die Fusion mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst (Bonn) und der Umzug nach Berlin geplant. Dort entsteht das "Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung" mit insgesamt rund 640 Beschäftigten. Ein Abbau von Personal in der Projektarbeit sei damit nicht verbunden, sagte Füllkrug-Weitzel. Synergieeffekte würden nur in der Verwaltung erwartet.