Die indische Regierung beauftragte am Freitag die staatliche Entwicklungsorganisation GIZ mit der Beseitigung von 350 Tonnen verseuchtem Material vom Gelände der stillgelegten Union Carbide-Chemieanlage, wie der Pressedienst "Press Trust of India" am Freitag berichtete. Die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) bestätigte die Zusage der indischen Regierung. Ein Auftrag liege aber noch nicht vor. Wo der Müll entsorgt werden soll, stehe noch nicht fest.
Dafür kämen mehrere europäische Länder, aber auch Australien oder die USA in Frage, sagte GIZ-Sprecher Hans Stehling. Bei Giftstoffen handle sich nicht um Sondermüll von dem Chemie-Unfall, sondern um andere Schädlingsvernichtungsmittel. Die GIZ hat jahrzehntelange Erfahrung bei der Beseitigung von giftigen Abfällen. Die GIZ will für den Bhopal-Auftrag keine deutschen Steuergelder einsetzen. Indiens Regierung will 250 Millionen Rupien (rund 3,6 Millionen Euro) für die Kosten des Transports per Flugzeug zahlen. "Der ganze Auftrag wird in einem Jahr abgewickelt sein", sagte der zuständige Minister für die Gaskatastrophe im Bundesstaates Madhya Pradesh, Babulal Gaur, in Neu-Delhi.
Bis zu 25 000 Tote
Am 3. Dezember 1984 traten in der Fabrik von Union Carbide in Bhopal bei Reinigungsarbeiten um die 40 Tonnen hochgiftiges Methylisocyanat aus einem Lagertank der Pestizid-Produktionsanlage aus. Das Giftgasgemisch schädigt Haut, Augen, Lungen und Schleimhäute. Zwischen 10.000 bis 25.000 Menschen starben in den ersten Tagen nach der Katastrophe. Um die 500.000 erlitten Gesundheitsschäden. Der Unfall in Bhopal gilt als eine der schwersten Chemie-Katastrophen der Geschichte.
Wegen einem langwierigem Rechtsstreit zwischen Indiens Regierung und dem Chemie-Konzern zog sich die Entsorgung über Jahrzehnte hin. Die Kompensationszahlungen des Unternehmens in Höhe von 470 Millionen US-Dollar wurde zu einem Zankapfel zwischen Zentralregierung und Bundesstaat. Aktivisten in Bhopal sagen, dass wegen der Untätigkeit der Regierung inzwischen auch das Grundwasser um die Anlage verseucht ist und eine weitere Gefahr für die Anwohner darstellt. Sie sprechen von einer zweiten Tragödie, die bis heute anhalte.