Zollitsch beklagte, trotz vieler Aktivitäten und zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiter gehe die Zahl der Christen und der regelmäßigen Gottesdienstbesucher zurück. "Wir müssen zusehen, wie die Werte, die unsere Gesellschaft bisher tragen, in Gefahr sind, zu zerbrechen und zu verschwinden." Die Kirche müsse sich sachlich und nüchtern darauf einstellen. Der Freiburger Erzbischof rief zu mehr gesellschaftlichem Engagement und Miteinander auf. In Politik, Wirtschaft und Wissenschaft brauche es Mut, sich für Solidarität und Gerechtigkeit sowie für die Menschenwürde und den Schutz des menschlichen Lebens einzusetzen.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner forderte die Gläubigen auf, Christus und der Kirche treu zu bleiben. Er kritisierte, manche Christen wollten die Kirche "auf einen Weg zwingen, den Jesus nicht mitgeht". Es gehe jedoch darum, bei Christus zu bleiben, trotz "vieler Unheilspropheten innerhalb und außerhalb der Kirche". Der Erzbischof hob die Bedeutung des Abendmahls für die katholische Kirche hervor. "Die heilige Eucharistie ist nicht nur ein einzelner Aspekt unseres Glaubens, sondern sie bildet gleichsam den Schlussstein der ganzen Verkündigung Jesu, der alles zusammenhält", erklärte er.
"In Brot und Wein bei uns"
Ähnlich äußerte sich der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker. Im Zeichen des in der Eucharistie gewandelten Brotes wende Gott das Antlitz Jesu Christi den Menschen dauerhaft zu, sagte Becker: "Gottes Sohn ist bei uns in den Gestalten von Brot und Wein. Allen, die es sehen wollen, zeigen wir, dass es eine Nahrung gibt gegen den Tod, eine Nahrung, die Heil und Hoffnung schenkt."
Der Karmeliter-Pater Michael Plattig forderte die Christen auf, das Wesentliche des Glaubens im Blick zu behalten. Wer Jesus Christus verehre, müsse dessen Gegenwart auch im Nächsten erkennen. "Alles andere bliebe eine hohle Frömmigkeit und eine leere Geste", betonte der Leiter des Instituts für Spiritualität an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster.
Feiertag in einigen Bundesländern
Fronleichnam wird am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert und ist gesetzlicher Feiertag in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern sowie in überwiegend katholischen Gemeinden in den Ländern Sachsen und Thüringen. Im Mittelpunkt des Festes steht das eucharistische Brot. Eine in einem Gottesdienst geweihte Hostie wird in einer Monstranz, einem liturgischen Schaugefäß, in einer Prozession durch die Straßen getragen.