Zwei Wochen vor Beginn der Weltkonferenz in Rio de Janeiro sei ein Scheitern nicht mehr auszuschließen, sagte EED-Referent Michael Frein dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bei Finanzfragen, Technologietransfer und "grüner Wirtschaft" gebe es massive Konflikte zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Die Konferenz findet vom 20. bis 22. Juni statt, 20 Jahre nach dem Erdgipfel in Rio von 1992.
Bei einer Verhandlungsrunde in New York, die am Samstag zu Ende ging, sind laut Frein lediglich zu 70 von 352 strittigen Textstellen im Abschlussdokument Kompromisse gefunden worden. "Über drei Viertel der Rio+20-Erklärung sind noch umstritten", betonte der Umwelt- und Handelsexperte. Die Entwicklungsländer befürchteten, dass der Norden das Umsteuern auf eine nachhaltige Wirtschaft als Vorwand zur Abschottung seiner Märkte missbrauchen könnte. "Als nächstes kommen dann die Klimazölle, glauben sie."
Wegen des technologischen Vorsprungs der Industrienationen in der Umwelttechnik glaubten die Länder des Südens sich bei "Green Economy" stark im Nachteil, wenn sie keinen Zugang zu Technologie bekämen. Der Norden müsse sich bewegen, sagte Frein. Die Forderung, bis 2017 jährlich 30 Milliarden US-Dollar und danach 100 Milliarden zusätzlich bereitzustellen, stoße aber auf einhellige Ablehnung.
Frein: "Aber wie soll man den Armen in Brasilien klarmachen, dass sie den Amazonas für das Weltklima schützen sollen, aber für die dafür notwendige Technologie in harter Währung zahlen sollen?" Richtige Impulse für einen weltweiten ökologischen Wirtschaftskurs seien von der Rio-Konferenz nicht zu erwarten. "Alle wollen weitermachen wie bisher", so der EED-Experte.
Der Norden sei nicht bereit, seinen Konsum- und Produktionsstil mit verschwenderischem Ressourcen-Verbrauch zu hinterfragen. Und der Süden setze auf eine nachholende Entwicklung. Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wollten allerdings in Rio Alternativen vorstellen.