Im Zeitalter der Globalisierung bestehe das Risiko, dass das Polio-Virus in viele Länder eingeschleppt werde, sagte der beigeordnete WHO-Generaldirektor Bruce Aylward am Donnerstag in Genf. Werde die ansteckende Krankheit nicht innerhalb der kommenden zehn Jahre ausgerottet, drohten jährlich rund 200.000 Kinder zu erkranken. Mädchen und Jungen unter fünf Jahren seien besonders gefährdet.
Derzeit gelten der Tschad, Niger, die Demokratische Republik Kongo und die Zentralafrikanische Republik als Länder mit importierten Viren. Nigeria, Pakistan und Afghanistan hingegen gelten als "polio-endemsich". Dort tritt die Kinderlähmung örtlich begrenzt aber dauerhaft auf. Die WHO will in Nigeria, Pakistan und Afghanistan die Impfkampagnen intensivieren. Indien, das lange Zeit als das Land mit den meisten Polio-Fällen galt, meldete die letzte Erkrankung im Januar 2011.
Kein Heilmittel
Gegen die Infektion, die tödlich enden kann, gibt es kein Heilmittel. Die Erreger werden im Essen oder Wasser übertragen. In den vergangenen 20 Jahren ging die Zahl der Erkrankungen weltweit aber stark zurück. Bis zu zehn Prozent der dauerhaft Gelähmten sterben, hauptsächlich weil die Atemmuskeln erlahmen. Durch flächendeckende Schluckimpfungen konnte die Krankheit zurückgedrängt werden. Wurden 1988 laut WHO 350.000 Fälle registriert, waren es 2011 noch 650.