Rom (epd). Hunderttausende haben am Wochenende in Rom von Papst Franziskus Abschied genommen. Zur Totenmesse für den am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorbenen Papst waren am Samstag 250.000 Menschen allein auf den Petersplatz gekommen. Kardinal Giovanni Battista Re würdigte in seiner Predigt vor allem die Nähe des gebürtigen Argentiniers zu den Gläubigen.
„Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte“, sagte er. Unzählig seien seine Gesten und Ermahnungen zugunsten von Flüchtlingen und Vertriebenen. Auch in seinem Einsatz für die Armen sei Franziskus unermüdlich gewesen. Der erste lateinamerikanische Pontifex habe eine ungezwungene Art gehabt, sich allen zuzuwenden, auch den Menschen, die der Kirche fernstanden, sagte Kardinal Re zur Wesensart des im Alter von 88 Jahren gestorbenen Papstes. Franziskus war als Sohn italienischer Einwanderer am 17. Dezember 1936 als Jorge Mario Bergoglio in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zur Welt gekommen.
Angesichts der vielen Kriege, die in den zwölf Jahren seines Pontifikats tobten, habe er unaufhörlich seine Stimme erhoben, um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen, fuhr Kardinal Re fort. „Brücken bauen und keine Mauern“ sei eine Aufforderung, die Franziskus mehrfach wiederholt habe.
Zahlreiche Staatsgäste waren für die Trauermesse nach Rom gereist, unter ihnen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump. Die deutsche Delegation wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angeführt. Trump und Selenskyj setzten sich wenige Minuten vor der Trauerfeier im Petersdom zu einem kurzen Vier-Augen-Gespräch zusammen.
Zehntausende Menschen säumten die Straßen, als der Leichnam des Papstes nach der Totenmesse in einem umgebauten Papamobil vom Vatikan aus durch die Stadt zur Basilika Santa Maria Maggiore im Zentrum Roms gefahren wurde. Dort wurde Franziskus am Samstag in einer nicht-öffentlichen Zeremonie auf eigenen Wunsch beigesetzt. Am Sonntag herrschte großer Andrang in der Basilika. Zehntausende Gläubige kamen, um das schlichte Grab von Franziskus zu besuchen. Die Wartezeit betrug bis zu zwei Stunden.
Auch zur Messe am Tag nach der Beisetzung kamen am Sonntagvormittag rund 200.000 Menschen auf den Petersplatz. Sie war Teil der am Samstag gestarteten neuntägigen Trauerzeit, während derer täglich eine Messe für Franziskus gefeiert werden wird. Am Sonntag ersetzte sie den ursprünglich geplanten Gottesdienst für die Wallfahrt der Teenager, die an diesem Wochenende ebenfalls in Rom im Rahmen des Heiligen Jahres stattfand. Dieses wird auch nach dem Tod des Papstes fortgesetzt.
Kardinal Pietro Parolin, der bisherige Staatssekretär des Vatikans, wandte sich in seiner Predigt zum zweiten Sonntag der Osterzeit an die jungen Gläubigen, die aus aller Welt zum Heiligen Jahr nach Rom gekommen waren: „Ich grüße euch ganz besonders und möchte euch gern die Umarmung der Kirche und die Zuneigung von Papst Franziskus spüren lassen, der euch so gern getroffen und sich gewünscht hätte, euch in die Augen zu schauen und durch eure Reihen zu fahren, um euch zu grüßen.“
Der 70-Jährige betonte, dass vor allem die Barmherzigkeit das Pontifikat von Papst Franziskus geprägt habe: „Nur sie heilt und schafft eine neue Welt, indem sie das Feuer des Misstrauens, des Hasses und der Gewalt löscht: Das ist die großartige Lehre von Papst Franziskus.“
Es sei wichtig, diese von Franziskus so eindringlich hervorgehobene Botschaft wie einen kostbaren Schatz zu bewahren, sagte Parolin. Auch dürfe die Zuneigung zu ihm, die sich in diesen Stunden so deutlich zeige, nicht nur eine „momentane Emotion“ bleiben. „Wir müssen sein Vermächtnis annehmen und es mit Leben füllen, indem wir uns der Barmherzigkeit Gottes öffnen und auch selbst barmherzig miteinander umgehen.“ Parolin schloss seine Predigt am Sonntag mit den Worten: „Euch, uns alle, die ganze Welt schließt Papst Franziskus vom Himmel aus in seine Arme.“