Rom (epd). Einen Tag nach der Trauerfeier und Beisetzung von Papst Franziskus sind nach Angaben der örtlichen Behörden wiederum rund 200.000 Menschen zur Messe auf den Petersplatz in Rom gekommen. „Der Hirte, den der Herr seinem Volk geschenkt hat, Papst Franziskus, ist aus seinem irdischen Leben geschieden und hat uns verlassen“, sagte Kardinal Pietro Parolin, der bisherige Staatssekretär des Vatikans, in seiner Predigt zum Weißen Sonntag, dem zweiten Sonntag der Osterzeit.
Die Messe am Sonntag war Teil der am Samstag gestarteten neuntägigen Trauerzeit, während der täglich eine Messe für den am Ostermontag gestorbenen Papst gefeiert wird. Sie ersetzte den ursprünglich für diesen Sonntag geplanten Gottesdienst für die Wallfahrt der Teenager, die an diesem Wochenende ebenfalls in Rom im Rahmen des Heiligen Jahres stattfand. Dieses wird auch nach dem Tod von Papst Franziskus fortgesetzt.
Kardinal Parolin sagte in seiner Predigt an die jungen Gläubigen gewanddt: „Ich grüße euch ganz besonders und möchte euch gern die Umarmung der Kirche und die Zuneigung von Papst Franziskus spüren lassen, der euch so gern getroffen und sich gewünscht hätte, euch in die Augen zu schauen und durch eure Reihen zu fahren, um euch zu grüßen.“ Auf dem Platz gab es während seiner Predigt immer wieder Applaus.
„Die Osterfreude, die uns in Zeiten der Prüfung und der Traurigkeit Kraft gibt, ist heute auf diesem Platz deutlich zu spüren“, sagte Parolin. „Sie spiegelt sich vor allem in euren Gesichtern wider, liebe Jugendliche, die ihr aus aller Welt gekommen seid, um das Heilige Jahr zu feiern.“ Der 70-Jährige betonte, dass vor allem die Barmherzigkeit das Pontifikat von Papst Franziskus geprägt habe: „Nur sie heilt und schafft eine neue Welt, indem sie das Feuer des Misstrauens, des Hasses und der Gewalt löscht: Das ist die großartige Lehre von Papst Franziskus.“
Es sei wichtig, diese Botschaft von Papst Franziskus wie einen kostbaren Schatz zu bewahren, sagte Parolin. Auch dürfe die Zuneigung zu ihm, die sich in diesen Stunden so deutlich zeige, nicht nur eine „momentane Emotion“ bleiben. „Wir müssen sein Vermächtnis annehmen und es mit Leben füllen, indem wir uns der Barmherzigkeit Gottes öffnen und auch selbst barmherzig miteinander umgehen.“ Parolin schloss seine Predigt mit den Worten: „Euch, uns alle, die ganze Welt schließt Papst Franziskus vom Himmel aus in seine Arme.“
Großer Andrang herrschte am Sonntag auch in der Basilika Santa Maria Maggiore im Zentrum Roms, in der Franziskus am Samstag in einer nicht-öffentlichen Zeremonie beigesetzt wurde. Zehntausende Gläubige kamen am Sonntag dorthin, um das schlichte Grab von Papst Franziskus zu besuchen.