Berlin (epd). Die Zahl der Kirchenasyl-Fälle hat einem Zeitungsbericht zufolge in den ersten drei Monaten dieses Jahres spürbar zugenommen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg erklärte laut dem Bericht der Funke Mediengruppe (Sonntag), die Zahl der Geflüchteten, die in kirchlichen Einrichtungen Schutz fanden, sei von 604 in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres auf 617 im ersten Quartal dieses Jahres gestiegen.
Zudem berichtete die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf Funke-Anfrage von einer „stark gestiegenen“ Zahl der Anfragen nach Kirchenasyl. Eine EKD-Sprecherin sagte dem Bericht zufolge, die Zahl der Anfragen habe sich teilweise „mehr als vervierfacht“. Aufgrund der großen Nachfrage könne nicht in jedem Fall ein Kirchenasyl gefunden werden, sodass Betroffene oft „schutzlos bleiben“.
Die EKD mache einen „gestiegenen Abschiebedruck“ für die zunehmenden Anfragen verantwortlich, hieß es weiter. Diesen Eindruck bestätige auch die Vorsitzende der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche, Dietlind Jochims. Sie nimmt laut dem Bericht „eine wachsende Angst und Verunsicherung bei Menschen mit ungesichertem Aufenthalt“ wahr, die „zu einer stark steigenden Zahl von Anfragen nach kirchlichem Schutz“ führe.
Jochims kritisierte zudem, verkürzte und wenig sachliche geführte Debatten bewirkten oft, „dass auch Menschen, die nicht von Abschiebungen bedroht sind, wachsende Ablehnung und pauschale Urteile spüren“. Die öffentliche Debatte um Abschiebungen „vergiftet in der Art, wie sie geführt wird, unser gesamtes gesellschaftliches Miteinander“, kritisierte die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft.