Abschied vom Papst mit dem offenen Herzen

Abschied vom Papst mit dem offenen Herzen
"Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte", sagt Kardinal Re im Requiem für Papst Franziskus. Die Menschen dankten dem Pontifex für dessen Volksnähe und erwiesen ihm zu Hunderttausenden die letzte Ehre.

Rom (epd). Bewegender Abschied von Papst Franziskus: Hunderttausende Menschen haben dem verstorbenen katholischen Kirchenoberhaupt am Samstag in Rom die letzte Ehre erwiesen. Kardinal Giovanni Battista Re stellte die Nähe von Franziskus zu den Menschen in den Mittelpunkt seiner Trauerpredigt. „Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte“, sagte er am Vormittag bei der Totenmesse auf dem Petersplatz.

Unzählig seien seine Gesten und Ermahnungen zugunsten von Flüchtlingen und Vertriebenen. Auch in seinem Einsatz für die Armen sei Franziskus unermüdlich gewesen, sagte Kardinal Re über den ersten Papst aus Lateinamerika.

Nach Angaben des Vatikans hatten sich bei frühlingshaften Temperaturen über 20 Grad Celsius und Sonnenschein rund 250.000 Menschen auf dem Petersplatz und den umliegenden Straßen zu der Messe versammelt. Als der Sarg mit einem umgebauten Papamobil zur Beisetzung in der Kirche Santa Maria Maggiore im Zentrum Roms gefahren wurde, standen weitere Trauernde und Schaulustige dicht gedrängt am Straßenrand.

Auch zahlreiche Staatsgäste waren angereist, um am Requiem teilzunehmen, unter ihnen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump, der zusammen mit seiner Frau Melania nach Rom gekommen war. Die deutsche Delegation führte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an.

Kardinal Re erinnerte in seiner Predigt an die erste Reise von Franziskus als Papst nach dessen Wahl 2013. Es sei bezeichnend, dass er nach Lampedusa gereist sei, der italienischen Insel, die mit Tausenden im Meer ertrunkenen Menschen zum Symbol für das Drama von Flucht und Migration geworden sei.

Franziskus, der mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio hieß und am 17. Dezember 1936 als Kind italienischer Einwanderer in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren wurde, sei sehr spontan gewesen. Er habe eine ungezwungene Art gehabt, sich allen zuzuwenden, auch den Menschen, die der Kirche fernstanden, sagte Kardinal Re zur Wesensart des mit 88 Jahren am Ostermontag gestorbenen Papstes. Angesichts der vielen Kriege, die in den Jahren seines Pontifikats tobten, mit ihren unzähligen Toten und ihrer unermesslichen Zerstörung habe er unaufhörlich seine Stimme erhoben, um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen.

Bundespräsident Steinmeier sagte nach der Messe in Rom, Menschen aus der ganzen Welt trauerten um Franziskus. Seine Bescheidenheit, seine Spontanität, sein Humor und sein tiefer Glaube, aber auch das Plädoyer für Barmherzigkeit hätten die Menschen berührt. Die Ausgegrenzten hätten seiner Sorge und Liebe sicher sein dürfen. Er habe an eine Kirche der Barmherzigkeit geglaubt und diese vorgelebt.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte dem Fernsehsender phoenix, in der sehr guten Predigt seien die Grundbotschaften des Papstes noch einmal angeklungen. Dass Kardinal Re das in Teilen unkonventionelle Wirken des Papstes in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte, kann als Fingerzeig für die bevorstehende Papstwahl gelten. Ob der Kurs der Bescheidenheit, der Reformen und der Volksnähe vom Vatikan fortgesetzt oder von Franziskus angestoßene Veränderungen von seinem Nachfolger gestoppt werden sollen, dürfte bei der Wahl durch die Kardinäle im Konklave eine zentrale Rolle spielen

Zum Abschluss der Totenmesse vor der Kathedrale wurde der Leichnam von Papst Franziskus am Samstagmittag in den Petersdom getragen. Als die Träger den Sarg anhoben, brandete zu Ehren des Verstorbenen Applaus auf.

Vom Vatikan aus wurde der Leichnam zur Basilika Santa Maria Maggiore im Zentrum Roms gefahren, der Lieblingskirche des Verstorbenen. Dort fand Franziskus auf eigenen Wunsch in einem schlichten Grab seine letzte Ruhe. Seine Vorgänger in der jüngeren Geschichte waren im Petersdom beigesetzt worden.

Die Beisetzung war nicht-öffentlich und wurde anders als der Rest der Trauerfeier nicht live übertragen. Bei der Ankunft an Santa Maria Maggiore bekamen ausgesuchte Arme und Bedürftige die Gelegenheit, sich von Franziskus zu verabschieden.