Theologe: Franziskus war Reformpapst und Projektionsfläche

Theologe: Franziskus war Reformpapst und Projektionsfläche

Köln, München (epd). Der österreichische Theologe Andreas Batlogg hat den gestorbenen Papst Franziskus als Reformpapst gewürdigt. Er habe die katholische Kirche aus „verkrusteten Strukturen herausgeführt“, sagte der Jesuit am Samstag im Deutschlandfunk. Zudem sei Franziskus, der ebenfalls dem Jesuitenorden angehörte, auch „eine riesige Projektionsfläche“ für viele Menschen gewesen. Weil es oft innerkirchlichen Widerstand gegeben habe, sei er immer wieder zwei Schritte vor und einen zurückgegangen, betonte Batlogg. Franziskus habe aber Prozesse in Gang gesetzt. Seine Nachfolge werde zeigen, wie nachhaltig dies gewesen sei.

Im deutschsprachigen Raum werde viel auf Strukturen geschaut, sagte der Publizist. So habe Franziskus zwar Frauen in hohe Positionen gebracht, die Frauenweihe sei allerdings nicht gekommen. Er habe Jugendliche aufgerufen, sich bemerkbar zu machen, seine erste Reise habe ihn nach Lampedusa geführt, um auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam zu machen, und er habe vor dem US-Kongress sowie dem Europarlament gesprochen. „Er war schon einer, der sich eingemischt hat“, sagte Batlogg.

Franziskus war am Morgen des Ostermontags im Alter von 88 Jahren gestorben. Zur Begräbnismesse für das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstagvormittag hatten sich laut Vatikan rund 250.000 Menschen bei frühlingshaften Temperaturen über 20 Grad Celsius und Sonnenschein unter freiem Himmel versammelt. Nach der Totenmesse auf dem Petersplatz wurde der Sarg des Papstes auf ein umgebautes Papamobil verladen, um zur Basilika Santa Maria Maggiore im Zentrum Roms gefahren zu werden, wo Franziskus auf eigenen Wunsch in einem schlichten Grab seine letzte Ruhe finden wird.