Grünen-Politikerin und Unternehmenschef gegen Bundestagspräsidentin

Grünen-Politikerin und Unternehmenschef gegen Bundestagspräsidentin

Essen, Berlin (epd). Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt und Evonik-Chef Christian Kullmann widersprechen der Kritik von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) an politischen Äußerungen der Kirchen. Göring-Eckardt, die Protestantin ist und Theologie studiert hat, nannte die von Klöckner angestoßene Debatte im t-online-Podcast „Tagesanbruch - die Diskussion“ am Samstag „eine sehr, sehr oberflächliche Diskussion“. Sie finde es „völlig unangemessen, ausgerechnet den Kirchen vorzuwerfen, dass sie sich Gedanken über den Gang der Welt machen und sich dazu auch äußern“, kritisierte Göring-Eckardt.

Der Evonik-Vorstandsvorsitzende Kullmann bezeichnete es im Interview mit der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ als Aufgabe der Kirchen, Position zu beziehen, „gerade in gesellschaftlichen Streitfragen“. Der Chef des Essener Chemiekonzerns unterstrich, eine lebendige Kirche müsse gemäß ihrem biblischen Auftrag politisch sein. „Eine Kirche, die sich hinter hohen Mauern verschanzt, bewegt nichts“, machte Kullmann deutlich.

Katholikin Klöckner hatte sich zu Ostern in der „Bild am Sonntag“ von den Kirchen mehr Sinnstiftung und weniger Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen im Stile einer Nichtregierungsorganisation gewünscht. Kirche werde austauschbar, wenn sie zu beliebig werde und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick habe.

Göring-Eckardt äußerte im t-online-Podcast „den Eindruck, dass das, was die Kirchen sagen, Frau Klöckner vielleicht nicht so gut gefällt“. Laut der Bibel habe auch Jesus die Pharisäer kritisiert. Die Grünen-Politikerin nahm außerdem die Kirchen in Schutz vor dem Vorwurf, sie kämen ihrer eigentlichen Aufgabe nicht nach: „Das finde ich nun wirklich unfair“, sagte Göring-Eckardt. Während der Covid-19-Pandemie hätten die Kirchen sehr kreativ versucht, den Kontakt zu den Gläubigen zu halten.