Betroffeneninitiative: Nächster Papst muss mehr gegen Missbrauch tun

Betroffeneninitiative: Nächster Papst muss mehr gegen Missbrauch tun

Berlin (epd). Der Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, erhofft sich vom nächsten Papst mehr Einsatz beim Thema Missbrauch. Er erwarte vom künftigen Kirchenoberhaupt, „den Kinderschutz in der katholischen Kirche weltweit voranzustellen und den Opfern ein Stück weit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“, sagte Katsch am Mittwoch im Deutschlandfunk. „Das ist eine Mega-Aufgabe, wo noch viel zu tun ist, und ich hoffe, dass der neue Papst diese Aufgabe mehr annimmt, als es der alte konnte.“

Den Umgang des am Montag verstorbenen Papstes Franziskus mit sexualisierter Gewalt in der Kirche bewertete Katsch zurückhaltend. Franziskus habe „verbal einiges auf den Weg gebracht“, jedoch sei „in der Praxis ist davon eben wenig zu sehen gewesen“. So sei etwa die „Null-Toleranz-Politik“ in der katholischen Kirche „ein Slogan“. Viele Priester, die Missbrauchstaten begangen haben, würden aber weiterhin „nicht bestraft, werden nicht aus dem Amt genommen, sondern nur versetzt“, kritisierte Katsch.

Für Deutschland attestierte Katsch auch der staatlichen Seite Defizite im Umgang mit Missbrauch im kirchlichen Kontext. „Im Unterschied zu anderen Ländern, wo staatliche Kommissionen eben zügig diese Skandale auch aufgeklärt und aufgedeckt haben, hat man in Deutschland es weitgehend den Kirchen selbst überlassen“, sagte er. Der Staat habe „schlicht und einfach keine Lust darauf gehabt, dieses schwierige Thema zu übernehmen und dann möglicherweise auch in den Konflikt mit der Kirche oder mit den Kirchen zu gehen“.