München, Augsburg (epd). Der künftige Papst muss nach Überzeugung der früheren deutschen Botschafterin im Vatikan, Annette Schavan, die katholische Kirche zusammenhalten. Diese Aufgabe sei viel schwerer geworden, weil die Kirche auf fünf Kontinenten präsent sei, da kämen ganz unterschiedliche Kulturen ins Spiel, sagte Schavan am Mittwoch dem Radiosender Bayern 2. „Die Frage wird also vermutlich noch mehr sein, was kann denn von Rom aus künftig noch für alle bestimmt und entschieden werden.“
Wichtig sei außerdem, dass der neue Papst ein Versöhner sei, der um die Gräben in der Welt und auch innerhalb der Kirche wisse, sagte die frühere CDU-Bundesministerin. Der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwoch) sagte Schavan, dass Franziskus der erste Papst gewesen sei, „der die globale Welt im Blick hatte und der uns die Wunden der Welt vor Augen geführt hat“. Er habe auch deutlich gemacht, dass die katholische Kirche nicht Teil irgendeines Bündnisses sei, sondern Ansprechpartnerin für alle.
Sie habe Franziskus als einen Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit erlebt, der klare Worte gesprochen habe. Vorrang habe für ihn gehabt, nicht zu unterscheiden beim Leid und beim Leiden. Die Diskussion in Deutschland um die Frage, wie politisch Kirche sein dürfe, halte sie für eine „künstliche Debatte“. Das Christentum sei von Beginn an auch politisch gewesen. „Alles andere wäre eine Religion für die Frömmigkeit des Einzelnen ohne Relevanz für die Welt.“
Man müsse nicht jede Stellungnahme der Kirchen als richtig empfinden, sagte Schavan der „Augsburger Allgemeinen“. „Aber: Wir sollten nicht auf die Idee kommen, den Kirchen das Recht, sich zu äußern, abzusprechen.“ Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hatte zu Ostern den Kirchen mehr Sinnstiftung und weniger Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen empfohlen.