Bayreuth, München (epd). Die Ausrottung von Malaria in Afrika scheitert nach Ansicht eines Bayreuther Biologen vor allem an den sozioökonomischen Bedingungen. 95 Prozent aller weltweiten Malaria-Todesfälle ereignen sich in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, wie Klaus Ersfeld am Dienstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Die medizinische Versorgung reiche nicht aus, betonte der Professor von der Universität Bayreuth anlässlich des Welt-Malaria-Tags am Freitag (25.4.).
An Malaria sterben überwiegend Kinder bis fünf Jahre. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registrierte zuletzt fast 600.000 Todesfälle pro Jahr - die Dunkelziffer dürfte laut Ersfeld noch deutlich höher sein. „Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Gebieten, wo Malaria beheimatet ist“, sagte er. Maßnahmen gegen die Tropenkrankheit griffen überall, nur nicht in Afrika. Viele Menschen dort könnten sich die Medikamente nicht leisten und nicht mal Netze für die Kinderbetten kaufen, die den Mückenstichen vorbeugen.
Zwar gibt es Impfstoffe, die dem Forscher zufolge in Afrika den Kindern verabreicht werden. Allerdings liege die Wirksamkeit bisher nur bei 15 bis 35 Prozent, auch weil der Parasit schwieriger zu bekämpfen sei als etwa ein Coronavirus. Die Weiterentwicklung der Impfung läuft schleppend, denn „in die Bekämpfung von Infektionskrankheiten zu investieren, hat politisch und wirtschaftlich keine hohe Priorität“, sagte er. „Die Pharmaindustrie hat wenig Interesse, weil sie ihre Produkte in Afrika schlecht verkaufen kann.“
Sorge bereitet Ersfeld, der zu molekularer Parasitologie forscht, der Ausstieg der USA aus der WHO. Die Organisation stellt, gemeinsam mit der Gates Foundation, bislang die Impfungen für die Kinder kostenfrei bereit: „Wenn das mal wegbricht, ist unklar, wer sich die Impfung dann noch leisten kann“, sagte er. Eine komplette Immunisierung mit vier Vakzin-Gaben koste 20 bis 30 US-Dollar. Wenn die WHO künftig nicht mehr genug Geld habe, „wird das ein Riesenproblem“.
Hoffnung, die Krankheit irgendwann auszurotten, hat der Wissenschaftler trotzdem. Medikamente, Netze und Antimückensprays müssten von außen zur Verfügung gestellt und die Infrastruktur müsse verbessert werden. In Europa habe man es im 20. Jahrhundert geschafft, die Malaria loszuwerden.