Zehntausende kritisieren bei Ostermärschen weltweite Aufrüstungspläne

Zehntausende kritisieren bei Ostermärschen weltweite Aufrüstungspläne
Die Sorge vor einer Eskalation zwischen der Nato und Russland haben den diesjährigen Ostermärschen einen regen Zulauf beschert. Bundesweit beteiligten sich mehrere zehntausend Menschen an den über 100 Aktionen für Frieden und Abrüstung.

Dortmund, Frankfurt a. M. (epd). Bei den diesjährigen Ostermärschen in Deutschland haben Zehntausende gegen die weltweite Aufrüstung demonstriert. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen damit etwas mehr Menschen an den über 100 Aktionen der Friedensbewegung teil, wie das Netzwerk Friedenskooperative zum Abschluss am Montag in Bonn mitteilte. „Die Ostermärsche haben ein deutliches Signal für Frieden, Diplomatie und Abrüstung und gegen die Aufrüstungspläne der kommenden schwarz-roten Koalition gesetzt“, erklärte Geschäftsführer Kristian Golla.

Die Ostermärsche waren am Montag mit Kundgebungen unter anderem in Frankfurt am Main, Dortmund und in Büchel in der Eifel zu Ende gegangen. Unter dem Motto „friedensfähig statt kriegstüchtig“ kamen in Frankfurt nach Polizeiangaben insgesamt 1.100 Teilnehmende regionaler Ostermärsche zum Abschluss auf dem Römerberg zusammen.

In Dortmund versammelten sich laut Polizei bis zu 600 Menschen zum Abschluss des Ostermarschs Rhein-Ruhr auf dem Hansaplatz. Bei einer Kundgebung zuvor auf dem Wilhelmplatz in Stadtteil Dorstfeld kritisierte der evangelische Pfarrer Friedrich Laker eine zunehmende „Militarisierung des Alltags“. „Das alles ist Kriegslogik. Sie kennt nur eine Strategie: Abschreckung und Kriegsbereitschaft durch massive Aufrüstung, Frieden schaffen mit immer mehr Waffen“, sagte er. Doch Kriege wie in der Ukraine würden letztlich am Verhandlungstisch gelöst. Neutrale Länder könnten dabei ins Boot genommen werden, die das Vertrauen beider Seiten hätten.

Am Rande der Veranstaltung kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einer Friedensaktivistin und zwei Männern aus der rechtsextremen Szene in Dortmund. Die beiden 22- und 23-Jährigen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, die 28-jährige Frau erhielt einen Platzverweis, dem sie folgte, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Zur Kundgebung am Fliegerhorst Büchel in der Eifel, wo die letzten amerikanischen Atombomben auf deutschem Boden lagern sollen, nahmen laut Veranstaltern knapp 300 Demonstranten teil. Die Friedensaktivisten wendeten sich gegen die geplante Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland und mahnten eine „Sicherheitsordnung ohne Atomwaffen“ an. Horst-Peter Rauguth von katholische Friedensbewegung „Pax Christi“ würdigte in dem Zusammenhang den am Ostermontag im Alter von 88 Jahren verstorbenen Papst Franziskus. Er sei ein sehr prominenter Mitstreiter für eine atomwaffenfreie Welt, für Frieden und Gewaltlosigkeit gewesen, sagte er.

Das verbindende Element der verschiedenen Ostermarsch-Aktionen stellten in diesem Jahr die Ablehnung der Aufrüstung, die Forderung nach mehr Einsatz für Frieden in der Ukraine und Nahost dar, erklärte das Netzwerk Friedenskooperative. Die Friedensbewegung lehne grundsätzlich Mittelstreckenwaffen in Europa ab, auch russische Systeme, sagte Kristian Golla. „Die kommende Bundesregierung muss viel stärker auf diplomatische Lösungen und Deeskalation setzen, um die vielen internationalen Konflikte beizulegen.“

Die bundesweiten Ostermärsche für Frieden und Abrüstung waren am Gründonnerstag gestartet. Hauptaktionstag war der Karsamstag mit rund 75 Veranstaltungen unter anderem in Köln, Mainz, Hannover und München. Die größte Friedensversammlung war demnach in Stuttgart, wo am Samstag 4.500 Menschen gezählt wurden.

Die Ostermärsche der Friedensbewegung haben eine 65-jährige Tradition. Die Teilnehmerzahl lag Anfang der 1980er Jahre im Zuge der Debatte über die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland bei mehreren hunderttausend. In den vergangenen Jahren beteiligten sich jeweils Tausende Friedensbewegte an den Aktionen.