Berlin (epd). Gut ein Jahr nach einem brutalen Angriff auf einen jüdischen Berliner Studenten in Berlin ist der Angeklagte wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten sah ein antisemitisches Motiv für die Tat. Es habe eine „abstrakte Lebensgefahr“ für Lahav Shapira bestanden, die Gewalttat hätte potenziell tödlich enden können, urteilte das Gericht am Donnerstag.
Mit seinem Urteil ging der Vorsitzende Richter Sahin Sezer über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus, die zwei Jahre und vier Monate Haft für den Angeklagten Mustafa El-H. gefordert hatte.
Das frühe Geständnis des Angeklagten sah Sezer zwar als strafmildernd an, letztlich sei der Tatbestand jedoch so eindeutig, dass dies kaum zu berücksichtigen sei. Er warf er der Verteidigung eine „Salamitaktik“ und den Versuch einer Täter-Opfer-Umkehr vor. Auch die Kickbox-Erfahrung von El-H. A. habe sich strafverschärfend ausgewirkt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Shapira sagte, er sei „froh, dass es vorbei ist und das antisemitische Motiv erkannt wurde.“ Auch der beim Prozess anwesende Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wertete es als „gutes und gerechtes Urteil“. Antisemitismus bleibe nicht ungeahndet.
Die Tat geschah im Februar 2024 vor einer Bar in Berlin-Mitte. Lahav Shapira, Bruder des Comedians Shahak Shapira, hatte an der Berliner Freien Universität (FU) Plakate abgerissen, die er als antisemitisch empfunden hatte. Der Angeklagte hatte kurz vor der Attacke gegen Shapira seinen Unmut darüber ausgedrückt.
Nach einem Wortgefecht wurde Shapira ins Gesicht geschlagen und getreten. Der Angeklagte hatte die Tat am ersten Prozesstag weitgehend eingeräumt und Reue gezeigt, ein antisemitisches Motiv aber verneint. Am zweiten Verhandlungstag bedauerte er erneut das Geschehen. Es sei nie sein Ziel gewesen, Juden Angst einzuflößen, sagte El-H.