Ecuadors Präsident Noboa im Amt bestätigt

Ecuadors Präsident Noboa im Amt bestätigt
Am Ende war es weniger knapp als erwartet: Mit einem klaren Sieg bei der Stichwahl geht Ecuadors Präsident Noboa in eine weitere Amtszeit. Seine Law-and-Order-Politik stößt bei Menschenrechtlern auf Kritik.

Santiago, Quito (epd). Mit einem unerwartet deutlichen Vorsprung hat Ecuadors amtierender Präsident und Unternehmersohn Daniel Noboa die Stichwahl für sich entschieden. Das gab der nationale Wahlrat am Sonntagabend (Ortszeit) nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen bekannt. Demnach erhielt Noboa rund 55 Prozent der Stimmen, während die linke Oppositionskandidatin Luisa González auf etwa 44 Prozent kam.

Die Bevölkerung in dem südamerikanischen Land war am Sonntag zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen. Umfragen hatten ein äußerst knappes Ergebnis prognostiziert.

Die unterlegene Oppositionelle González kündigte noch am Abend an, das Wahlergebnis nicht anzuerkennen, und forderte eine Neuauszählung der Stimmen. Laut der Zeitung „Primicias“ erklärte sie vor ihren Anhängern, Ecuador habe sich in eine Diktatur verwandelt. Noboa habe den Staatsapparat genutzt, um seine Kandidatur zu stärken und einen Wahlbetrug vorzubereiten. Der Wahlsieger Noboa erklärte dazu, es sei traurig, dass die Opposition ihre Niederlage nicht akzeptiere.

In der ersten Wahlrunde am 9. Februar hatte Noboa lediglich 0,44 Prozentpunkte mehr als González erhalten. Vor der Stichwahl hatte der drittplatzierte Kandidat Leonidas Iza von der indigenen Organisation Conaie erklärt, er und seine Bewegung der Ureinwohner Ecuadors unterstützten die Kandidatur von González.

Der Wahlkampf war überschattet von der eskalierenden Bandenkriminalität. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich Ecuador zu einem der wichtigsten Exporthäfen für Kokain nach Europa und in die USA entwickelt. Daraufhin stieg die Mordrate zur höchsten in ganz Lateinamerika. 2024 wurde im Durchschnitt alle 15 Minuten eine Person ermordet. Aufgrund der Gewalt herrschten im Wahlkampf extreme Sicherheitsvorkehrungen. Veranstaltungen mit Noboa und González standen unter dem Schutz des hochgerüsteten Militärs.

Noboa begegnete der schlechten Sicherheitslage mit einer Politik der harten Hand. Erst kürzlich verhängte er in mehreren Provinzen erneut den Ausnahmezustand und setzte das Militär ein. Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass im Zuge der Gewalt der Rechtsstaat und die Demokratie in dem südamerikanischen Land ausgehöhlt würden.

Der 37-jährige Noboa wurde 2023 überraschend zum Präsidenten gewählt, nachdem sein Vorgänger, der Konservative Guillermo Lasso, einem Abwahlverfahren zuvorgekommen war und das Parlament auflösen ließ. Noboas Wahl war nur für eineinhalb Jahre bis zum Ende der Legislaturperiode. Sein Vater, Bananenmagnat Álvaro Noboa, ist einer der reichsten Männer des Landes. Die Wahl 2023 war vom Mord an Präsidentschaftsbewerber Fernando Villavicencio vom Mitte-Links-Bündnis Construye überschattet.