"Die Gottesdienste am Karfreitag und Ostersonntag begehen wir in dem Wissen darum, wie schwer das Leben für die Menschen hier in der Region gerade ist", sagt Ines Fischer, die seit 2023 im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Jerusalem tätig ist. In einem Interview mit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg erklärt Fischer, aus ihrer Sicht sei die Situation in der Region im Hinblick auf einen Frieden oder eine Waffenruhe derzeit "so aussichtslos wie noch nie".
Darum bedeute die Rede von Auferstehung für sie, danach zu suchen, "wo Menschen aufstehen, trotz allem. Wo sie sich nicht entmutigen lassen, auch wenn es immer dunkler wird. Wo sie dem Jetzt nicht das letzte Wort geben, sondern weiterhin an das Morgen glauben." Zugleich appelliert sie, "dass auch diejenigen gesehen werden, die sich noch für Koexistenz einsetzen und damit zu einer immer kleiner werdenden Minderheit in der Region gehören.
"Die Geschichte Jesu erzählt ja auch genau davon: Dass es nichts gab, woran die Jünger:innen noch glauben konnten – und dann ereignete sie sich doch: Die eigentlich vollständig unmögliche Möglichkeit der Auferstehung. Liebe und Hoffnung haben sich nicht kaputtkriegen lassen", so Fischer weiter. Diese Hoffnung spiegele sich in dem Engagement der Menschen vor Ort, die sich nicht kleinkriegen oder mundtot machen lassen von radikalen Kräften auf beiden Seiten.
Der erste Eindruck sei ein verlassenes Land und die Menschen lebten dort "mitten im Nichts und Nirgendwo", sagt lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, in einem Interview mit dem TV-Sender "Welt". "Man findet kilometerweit kein einziges stehendes Haus. Berge von Müll, dieser Geruch, weil das Abwassersystem nicht funktioniert." Als Kirchenvertreter hat Pizzaballa mehrfach den Gaza-Streifen besucht, rund 600 Christen leben noch dort, die meisten auf dem Gelände einer Kirche.
Piazzabella: "Israelische Regierung hat keine Vision für die Zeit nach dem Krieg."
Seine Kirche liefere derzeit Essen für rund 40.000 Menschen in das Kriegsgebiet. Zudem versuche man, die christliche Gemeinde zu schützen, so gut man es könne. "Wir sind ziemlich aktiv, aber die Situation ist katastrophal", sagt Pizzaballa. Der israelischen Regierung warf er vor, keine Vision für die Zeit nach dem Krieg zu haben. "Palästinenser und Israelis werden weiter hier leben, sie brauchen eine Vision, sie brauchen einen Rahmen, um in diesem Land zu leben, einer in der Nähe des anderen." Allerdings gebe es auch sehr große Unterschiede bei den Positionen der Palästinenser, deren Gesellschaft zersplittert sei. "Das ist Teil des Problems."
Laut dem Pfarrer der katholischen Pfarrei "Heilige Familie" in Gaza-Stadt, Pater Gabriel Romanelli, hat die Zahl der getöteten Kinder im seit Oktober 2023 andauernden Krieg die Marke von 17.000 überschritten. "So viele Kinder wurden bislang getötet, das ist einfach schrecklich", sagt der Priester. Im Zuge der zwischen den Konfliktparteien erst im Januar vereinbarten Waffenruhe waren mehrere von der Hamas entführte israelische Geiseln freigelassen worden. Doch die Waffenruhe wurde im März gebrochen. Seither greift die israelische Armee die Hamas im Gaza-Streifen wieder an. Die mehr als zwei Millionen Menschen im Gaza-Streifen sind größtenteils auf humanitäre Hilfe von außen angewiesen.