Ausschreitungen in Santiago de Chile nach Tod zweier Fußballfans

Ausschreitungen in Santiago de Chile nach Tod zweier Fußballfans

Santiago (epd). In der Nacht auf Samstag ist es in Chiles Hauptstadt Santiago zu schweren Ausschreitungen gekommen. Auslöser war der Tod zweier jugendlicher Fußballfans. Mehrere Hundert Menschen versammelten sich am Freitagabend im Stadtzentrum zu Protesten. In mehreren Stadtteilen wurden Barrikaden errichtet und in Brand gesetzt. Laut dem Radiosender „Bio Bio“ wurde zudem mindestens ein Bus des öffentlichen Nahverkehrs angezündet.

Über soziale Netzwerke hatten Fangruppen des Fußballvereins Colo-Colo zu den Demonstrationen aufgerufen. Hintergrund ist ein tödlicher Vorfall am Rande eines Spiels des chilenischen Erstligisten. Nach bisherigen Erkenntnissen soll ein gepanzertes Polizeifahrzeug eine 18-jährige Frau und einen 12-jährigen Jungen überfahren haben, als die Polizei versuchte, unbefugte Fans vom Betreten des Stadions abzuhalten.

Die Kriminalpolizei kündigte an, Ermittlungen aufzunehmen. Der Fahrer des Polizeiwagens sei als mutmaßlicher Täter festgenommen worden. Ebenfalls am Freitag äußerte sich Chiles Präsident Gabriel Boric bestürzt über den Vorfall und versprach, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die zuständige Beamtin für Stadionsicherheit trat von ihrem Amt zurück. Die Regierung suspendierte zudem ein für Sonntag geplantes Spiel des Vereins.

In Chile kommt es regelmäßig zu Gewalt im Umfeld von Fußballspielen. Maßnahmen zur Eindämmung dieser Gewalt zeigten bislang nur eine begrenzte Wirkung. Menschenrechtsorganisationen kritisieren dabei auch das häufig harsche Vorgehen der Sicherheitskräfte.