Berlin (epd). Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) kann dem von Union und SPD geplanten Wechsel der Zuständigkeit für den Bereich „Heimat“ vom Bundesinnen- zum Bundeslandwirtschaftsministerium nicht viel abgewinnen. Er halte grundsätzlich nichts von der Zuordnung des Begriffs „Heimat“ zu Ministerien, sagte de Maizière am Mittwochabend in Berlin. Er habe das schon kritisiert, als sein Amtsnachfolger im Innenministerium, Horst Seehofer (CSU) 2018 die Zuschreibung „Heimat“ im Ressortnamen ergänzt hat.
Laut dem am Mittwoch vorgestellten Koalitionsvertrag soll die Zuständigkeit unter der wahrscheinlichen schwarz-roten Regierung ins Bundeslandwirtschaftsministerium wechseln. Dahinter stecke das richtige Anliegen, „beim Stadt-Land-Thema etwas zu machen“, sagte de Maizière. Dafür solle man aber besser „vernünftige Politik für die ländlichen Räume“ machen, ergänzte er. Mit dem Begriff „Heimat“ den Eindruck zu erwecken, der Staat könne Dinge lösen, die jenseits seiner Kompetenz und Reichweite seien, führe zu Enttäuschung „und zwangsläufig zu mehr AfD-Wählern“.
Die Medizinethikerin Alena Buyx stimmte de Maizière zu. Der Begriff im Ministeriumsnamen sei „eine Überhöhung dessen, was Politik für das Gefühlsleben der Menschen machen kann“. Beide diskutierten bei einer Veranstaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über „Heimat“.
Nicht einig waren beide darin, was Heimat bedeutet. Die frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Buyx, die als Wissenschaftlerin oft umgezogen ist, sagte, Heimat sei für sie der Ort, wo sie die Kinder ins Bett bringe, und der Ort, wo sie herkomme. De Maizière sagte, Heimat sei für ihn Dresden als Stadt, in der er inzwischen am längsten lebe. Während Buyx sagte, Heimat könne sehr durch die eigene Identität definiert sein, lehnte de Maizière ab, Heimat als Zuschreibung wie Geborgenheit oder Zusammenhalt. „Wenn alles Heimat ist, ist nichts mehr Heimat“, sagte er.