Friedensbewegung ruft zu mehr als 100 Ostermärschen auf

Friedensbewegung ruft zu mehr als 100 Ostermärschen auf

Frankfurt a.M. (epd). Die diesjährigen Ostermärsche der Friedensbewegung stehen im Zeichen weltweiter und deutscher Aufrüstungsvorhaben sowie der andauernden Kriege in der Ukraine und Nahost. Bundesweit sind am Osterwochenende mehr als 100 Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen geplant, wie das in Bonn ansässige „Netzwerk Friedenskooperative“ mitteilte.

„Die diesjährigen Ostermärsche finden in Zeiten extremer Zuspitzungen statt“, heißt es im zentralen Aufruf mehrerer friedenspolitischer Dachverbände. Der beherrschende Tenor in Politik und Medien sei der eines bevorstehenden militärischen Konfliktes mit der beständigen Aufforderung, kriegstüchtig zu sein. Diese „Kriegsertüchtigung“ und Militarisierung durchdringe alle zivilen Einrichtungen.

Die geplante Umstellung auf eine Kriegswirtschaft erreiche unbekannte Milliarden-Dimensionen. Gleichzeitig seien Mittelkürzungen für die meisten Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge zu erwarten. Zudem drohe auch von Seiten Deutschlands eine Relativierung internationalen Rechts und die Missachtung eigener Beschränkungen von Waffenexporten in Krisen- und Kriegsgebiete. Diese Sorgen und Ängste vieler Menschen fänden in den „ein politisches Ventil“, hieß es.

Die Ostermärsche starten bereits am 12. April mit einer Demonstration in Potsdam, am Gründonnerstag (17. April) folgen Erfurt, Freiburg, Königs Wusterhausen (Brandenburg) und Regensburg. Die meisten Aktionen sind für Ostersamstag (19. April) angekündigt. An diesem Tag startet auch der traditionelle dreitägige Ostermarsch Rhein-Ruhr von Duisburg nach Dortmund. Außer in vielen großen Städten wie Hamburg, Frankfurt/Main und München gibt es auch in vielen kleineren Orten Ostermärsche, so etwa im nordhessischen Witzenhausen oder auf der Nordseeinsel Norderney.

Der Ostermarsch im westfälischen Gronau am 18. April führt zur dort ansässigen Urananreicherungsanlage, die vom deutschen Atomausstieg ausgenommen ist. Auch die Rüstungsfirma Rheinmetall in Unterlüß bei Celle ist Ziel eines Ostermarsches. Weil dort für den Ausbau einer Munitionsfabrik ein großer Kleingarten weichen musste, steht die dortige Demonstration unter dem Motto „Tomaten statt Granaten“.

In der Bundesrepublik führte der erste Ostermarsch 1960 mit rund 1.500 Teilnehmern zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide. Dort hatte die Nato Raketen stationiert, die auch Atomsprengköpfe aufnehmen konnten. Beflügelt auch von den Protesten der Studierenden, hatten die Ostermarschierer in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre enormen Zulauf. 1967 beteiligten sich 150.000 Demonstrierende an Oster-Aktionen in mehr als 200 Städten, ein Jahr später waren es doppelt so viele.

Eine Renaissance erfuhren die Ostermärsche um 1980 mit der Debatte über die Aufrüstung der Nato mit atomaren Mittelstreckenwaffen. Zehntausende versammelten sich damals an den geplanten Standorten für Cruise Missiles und Pershing-II-Raketen. Die Kriege in Jugoslawien und im Irak mobilisierten in den 90er und 2000er Jahren noch einmal zahlreiche Menschen. Danach pendelte sich die Zahl der Ostermarschierer bei einigen Tausend ein.