Hamburg (epd). Kardinal Reinhard Marx erwartet von CDU-Chef Friedrich Merz ein Signal, dass er als Bundeskanzler Zuwanderung gestalten will und Deutschland als Einwanderungsland sieht. „Aus eigener Erfahrung weiß ich: Reha, Pflege, Krankenhaus - das könnten wir dichtmachen ohne Zuwanderung. Wir sind ein Einwanderungsland, und das ist gut so“, sagte der Münchner Erzbischof der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Es sei falsch, Migration nur als Gefährdung der inneren Sicherheit darzustellen. „Wir müssen das Thema breiter sehen“, sagte der katholische Theologe in dem am Dienstagabend bei „Zeit online“ veröffentlichten Interview. Er habe angesichts des Wahlergebnisses der Unionsparteien nicht den Eindruck, dass CDU und CSU mit der Verschärfung des Themas Migration erfolgreich waren.
„Wenn Sie die Amokläufe und Anschläge anschauen, dann waren da genauso Rechtsradikale unterwegs wie Islamisten. Und wie viele Täter sind hier auffällig und radikal geworden, nicht in ihren Herkunftsländern?“, fragte Marx und fügte hinzu: „Das sollte uns doch auch einmal zu denken geben!“ In den laufenden Verhandlungen zu einer schwarz-roten Koalition dürfe es „nicht darum gehen, wo man bei der Migration überall die Schrauben anziehen kann“. „Wir brauchen Humanität und Ordnung - das auch! -, um Zuwanderung positiv zu gestalten“, sagte der Kardinal.