Mainz (epd). Die Wirtschaftswissenschaftlerin Jennifer Achten-Gozdowski rät von Vergeltungsmaßnahmen der EU gegen die Einführung hoher Zölle durch US-Präsident Donald Trump ab. „Zölle schaden in erster Linie den eigenen Bürgern und Unternehmen“, sagte die stellvertretende Leiterin des Zentrums Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mit Sitz in Mainz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ verhärte die Fronten.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin riet zu Mäßigung und Deeskalation. Die EU solle sich um einen Interessenausgleich bemühen. Auch die Europäische Union erhebe gewisse Zölle, die auf Agrarprodukte und Autos bisher höher gewesen seien als die der USA. „Wir sind besser dran, wenn wir keine Zölle erheben“, betonte Achten-Gozdowski. In der Geschichte habe der Abbau der Zölle zwischen den deutschen Staaten und danach in Europa einen enormen Wohlstand ermöglicht. Je mehr Freihandel es gebe, desto größer werde der Markt und desto niedriger seien die Preise.
Die von US-Präsident Trump eingeführten hohen Zölle schaden nach Aussage der Wirtschaftswissenschaftlerin in erster Linie den USA selbst. „Was Trump seinem Volk sagt, ist glattweg gelogen“, sagte Achten-Gozdowski. „Es ist jedem Ökonomen klar, dass Zölle katastrophal sind.“ Die Folgen badeten in erster Linie die Verbraucher und Unternehmer in den USA aus. Die Zölle führten dazu, dass nicht nur eingeführte Waren in den USA teurer werden, sondern auch in den USA hergestellte Waren, die auf verteuerte eingeführte Vorprodukte angewiesen sind.
Zudem würden aufgrund des verminderten Wettbewerbs die US-Anbieter ihre Preise auf dem Heimatmarkt erhöhen. Es werde einen Inflationsdruck geben, und die Kaufkraft der Haushalte werde sinken. Schon die Einführung hoher Zölle der USA im Jahr 1930 habe das Land in eine tiefe Wirtschaftskrise gestürzt. „Trumps Politik ist mit ökonomischer Logik nicht zu erklären“, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin. „Sie ist eine Form von Epressung.“ Dieses „erratische Handeln“ habe zu den krassen Kurseinbrüchen der Börsen in den vergangenen Tagen weltweit geführt.
Der Kurssturz sei nicht allein durch die Einführung der Zölle zu erklären, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin. Eine große Rolle spiele die psychologische Komponente: „Trump droht nicht nur, er setzt ökonomische Waghalsigkeit und Unverantwortlichkeit auch in die Tat um.“ Unternehmen werde dadurch eine planbare Grundlage für Investitionen entzogen.
Für die EU komme es auf das Wechselspiel mit anderen Nationen an. Möglicherweise orientierten sich mehr Länder an China, es könnten sich auch neue Allianzen bilden. Kapitalanlegern empfahl Achten-Gozdowski, die Nerven zu bewahren. Kurseinbrüche habe es immer wieder gegeben, und mittelfristig seien die Kurse wieder gestiegen.