Kritik an Musik-Festival wegen geplantem Auftritt von US-Rapper

Kritik an Musik-Festival wegen geplantem Auftritt von US-Rapper
Antisemitismus-Beauftragter fordert Ausladung von Macklemore
Mit 60.000 Besuchern zählt das Deichbrand-Festival zu den größten Musik-Events im Norden. Jetzt steht die Veranstaltung wegen eines geplanten Auftritts des US-Rappers Macklemore in der Kritik, der mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert ist.

Hannover, Cuxhaven (epd). Der Zentralrat der Juden hat vor dem Besuch des Deichbrand-Festivals im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven gewarnt. Als Grund gab der Dachverband von jüdischen Gemeinden und Landesverbänden in Deutschland den geplanten Auftritt des US-Rappers Macklemore an, wie ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag bestätigte.

Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Gerhard Wegner, rief dazu auf, Veranstaltungen, „auf denen rassistischer, antisemitischer oder national radikaler Hass verbreitet und gefeiert wird“, nicht zu besuchen. Wegner kündigte an, zeitnah das Gespräch mit den Veranstaltern zu suchen. Eine Sprecherin des Festivals sagte, die Organisatoren nähmen die Bedenken ernst.

Der Zentralratssprecher kritisierte gegenüber dem epd, beim Rapper Macklemore „trifft Popkultur auf Antisemitismus“. In seinen Songtexten und Auftritten verbreite er antisemitische Propaganda und verharmlose die Schoah, während er sich als moralische Instanz inszeniere und als solche von einem breiten Publikum unkritisch gefeiert werde.

„Der große Aufschrei bleibt nicht nur aus, sondern verkehrt sich in sein Gegenteil und so eröffnet der Rapper ein beliebtes Musikfestival in Norddeutschland.“ Die Einladung des Rappers sende ein ernüchterndes Signal, betonte der Sprecher: „Antisemitismus ist auf der großen Bühne erwünscht“. Das Deichbrand-Festival sei daher für Jüdinnen und Juden kein sicherer Ort mehr.

Für die Festivalorganisation sagte Lena Zielinski dem epd, das Team nehme „Diskussionen und Rückmeldungen aus unserer Community bezüglich des Auftritts von Macklemore“ ernst und setze sich damit auseinander. Macklemore thematisiere in seinen Werken regelmäßig politische Themen und habe sich öffentlich zur Situation im Nahen Osten geäußert. „Diese Aussagen haben unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen und in Teilen zu Vorwürfen geführt.“ Zugleich habe der Rapper in Interviews und öffentlichen Statements immer wieder betont, wie wichtig ihm künstlerische Freiheit, Frieden und soziale Gerechtigkeit seien.

„Für uns gilt immer, was wir auch in unserem Awareness-Konzept seit Jahren festgehalten haben“, sagte Zielinski. „Auf dem Deichbrand Festival sollen sich alle Menschen - unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Religion, Alter oder Fähigkeiten - akzeptiert und natürlich auch sicher fühlen.“ Diskriminierung in jeglicher Form, darunter Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Queer- und Transfeindlichkeit, Ableismus oder übergriffiges Verhalten, tolerierten die Organisatoren daher nicht.

Antisemitismus-Beauftragter Wegner warnte, dass es „von den Menschen, die sich von Macklemore gegen Jüdinnen und Juden begeistern lassen“, zu Übergriffen kommen könne. Der Rapper verknüpfe seine rassistische Haltung mit einer kruden Kritik an Israel, das angeblich einen Völkermord in Gaza betreibe, „ohne auf die genozidalen Absichten der Terrorgruppe Hamas auch nur hinzuweisen“, erläuterte der einstige Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Perspektiven zum Frieden in Gaza zeige er nicht auf, sondern verstärke nur den Hass. „Mit dieser Haltung ist der Rapper gefährlich und sollte nicht auftreten“.

An die Veranstalter des Festivals appellierte Wegner, sie sollten ihrer Aussage, dass sie jede Form von Antisemitismus ablehnen, gerecht werden. „Macklemore nur dadurch zu entschuldigen, dass er sich auch für Frieden und Gerechtigkeit einsetze, reicht nicht hin“, unterstrich er. Nicht wenige, die das tun, seien trotzdem Rassisten und wollten den Staat Israel vernichten. „Macklemore sollte wieder ausgeladen werden“, forderte der Antisemitismus-Beauftragte.

Das Deichbrand-Festival wurde 2005 gegründet. Es findet seit 2009 auf dem See-Flughafen Cuxhaven/Nordholz statt und wird jährlich von rund 60.000 Menschen besucht.