Frankfurt a.M. (epd). Die Präsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Bettina Rockenbach, wünscht sich Lehren aus der Corona-Pandemie in internationaler Zusammenarbeit. Eine der wichtigen Erkenntnisse sei, dass die Datenlage in Deutschland sehr schlecht gewesen und Daten aus Israel und Großbritannien herangezogen worden seien. „In einem international besetzten Gremium könnten wir untersuchen, was - auch im Vergleich zu anderen Ländern - in Deutschland gut und was in anderen Ländern besser gelaufen ist“, sagte Rockenbach der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). Das werde Hinweise geben, „was wir ändern sollten, um besser auf eine nächste Pandemie vorbereitet zu sein“.
„Klar ist, dass die Lehren in internationaler Zusammenarbeit gezogen werden sollten. Da können die Nationalakademien eine zentrale Rolle spielen“, sagte die Kölner Wirtschaftswissenschaftlerin.
Zur Kritik an der Rolle der Wissenschaft während der Corona-Pandemie sagte Rockenbach, es sei wichtig, noch besser aufzuzeigen, wie Wissenschaft arbeitet. „In der Pandemie ist manchmal der Eindruck entstanden, dass es beliebige Meinungen in der Wissenschaft gibt. Aus gut fundierten Annahmen können aber vielmehr unterschiedliche Schlüsse über die Zukunft gezogen werden“, sagte sie. Das gehöre zum wissenschaftlichen Diskurs, sei nichts Negatives und habe nichts mit Beliebigkeit zu tun.
Zugleich betonte sie, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Politik beraten, aber keine Entscheidungen treffen. „Politik und Gesellschaft müssen die Handlungsoptionen und ihre Konsequenzen gegeneinander abwägen und Prioritäten setzen“, sagte Rockenbach, die seit dem 1. März an der Spitze der Leopoldina steht. Nach 27 Männern an der Spitze der Akademie ist sie die erste Frau in dem Amt. Die 1652 gegründete Wissenschaftsvereinigung Leopoldina mit ihren rund 1.700 Mitgliedern aus nahezu allen Wissenschaftsbereichen vertritt die deutsche Wissenschaft im Ausland und berät Politik sowie Öffentlichkeit.